Rezension

Eher langatmig und mit wenig Schwung

Geheimnis in Rot - Mavis Doriel Hay

Geheimnis in Rot
von Mavis Doriel Hay

Bewertet mit 3 Sternen

Weihnachten 1935, Gut Flaxmere in der Nähe von Bristol, England. Der bei seiner Familie nicht besonders beliebte Sir Osmond wird ermordet in seinem Arbeitszimmer aufgefunden. Fast jeder der Anwesenden scheint ein Motiv für die Tat zu haben, doch wer war es wirklich?

Die Geschichte wird aus wechselnder Ich-Perspektive in einem rückblickenden, tagbuchartigen Stil erzählt. Den grössten Teil übernimmt dabei der ermittelnde Polizist Colonel Halstock, während Anfang und Ende des Buchs aus der Sicht von verschiedenen Familienmitgliedern geschildert werden. Tiefe Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der Figuren erhält der Leser leider nicht, sie blieben zumindest für mich blosse Namen.

Die Handlung entwickelt sich nur langsam, erst nach rund einem Drittel des Buches geschieht der Mord, davor lässt die Autorin Mavis Doriel Hay ihre Figuren über ihre Familiengeschichte erzählen. Auch nach dem Mord bleibt das Erzähltempo geruhsam. Wer atemlose Spannung sucht, ist hier fehl am Platz. Bei "Geheimnis in rot" geht es mehr um das schrittweise Ermitteln auf der Suche nach dem Täter. Obschon ich mir diese Erzählweise schon von Agatha Christie gewohnt bin, erschien sie mir hier doch noch etwas langatmiger, stellenweise sogar zäh. Weder die Suche nach dem Mörder noch die Figuren konnten mich so wirklich mitreissen. Auch die Auflösung erschien mir ziemlich aus dem Hut gezaubert, auch wenn sie rückblickend logisch ist.

Am Schreibstil der Autorin Mavis Doriel Hay ist klar erkennbar, dass das Buch nicht nur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielt, sondern auch dann geschrieben wurde. Sexismus und Standesdünkel (der Chauffeur kann doch nicht mit den einfachen Bediensteten zusammen essen; die Arbeiterklasse wird nie die Probleme der gehobenen Gesellschaft verstehen) triefen aus den Seiten, ohne dass dies jemanden zu stören scheint. Daher sollte man beim Lesen nie aus den Augen verlieren, dass das Buch auch nur ein Werk seiner Zeit ist und auch so betrachtet werden soll. Blut fliesst nur sehr wenig, der Krimi eignet sich daher auch für sensible Leser.
 

Mein Fazit

Eher langatmig und mit wenig Schwung.