Rezension

Eher schwacher Auftakt

Everflame 01 - Feuerprobe
von Josephine Angelini

Nach der Göttlich-Trilogie, die ich einfach nur furchtbar fand, musste ich zweimal überlegen, ob ich Everflame lesen wollte oder nicht. Meine Neugierde, ob die Autorin es geschafft hat, ihre Schwächen zu verbessern, hat letztendlich gesiegt. 

Everflame beginnt sehr stereotyp. Außenseiterin Lily hat sich in ihren besten Freund Tristan verliebt. Als er sie küsst, denkt sie, dass er endlich begriffen hat, was er ihr bedeutet. Doch statt der erhofften Beziehung erwischt sie ihn auf der ersten Party ihres Lebens mit einem jüngeren Mädchen. Lily, die von Allergien und chronischem Fieber geplagt wird, die ihre feuerroten Haare hasst und deren Herz nun gebrochen wurde, wünscht sich weit, weit weg. Als sie wieder aufwacht stellt sie fest, dass ihr Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Sie ist weit weg. Und irgendwie auch nicht. Es ist immer noch Salem, aber nicht ihres. Juliet ist theoretisch ihre Schwester, aber in dieser Welt gibt es bereits eine Lilian. Und diese Lilian ist zufällig die böse und mächtigste Hexe ganz Salems, die Lily für ihre Zwecke in ihre Welt geholt hat. 

Die Geschichte, die darauf folgt, braucht lange, um halbwegs interessant zu werden. Lily trifft auf Rowan, der zufälligerweise Lilians Exfreund ist und diese zutiefst verabscheut. Er entführt sie, weil er denkt, es mit einem neuen Tricks Lilians zu tun zu haben. Erst nach und nach erkennt er, dass Lily die Wahrheit spricht. Aus der Geiselnahme wird eine Flucht vor Lilian und ihren Schergen. Und aus der Flucht entwickelt sich der Plan zur Gegenwehr. Alles eher typisch und schon mal da gewesen. 

Was sich seit Göttlich ein wenig verbessert hat ist die Sprache. Statt Namen und Umschreibungen werden mehr Pronomen verwendet, was den Text deutlich flüssiger macht. Auch gibt es hier mehr Emotionen und etwas mehr Spannung. Eine leichte Dreiecksgeschichte gibt es auch hier wieder, die kleinen Eifersuchtsmomente wirken aber wieder sehr gewollt. 

Sehr holprig ist dagegen Lilys Entwicklung. Sie ist wieder eine dieser Figuren, die zunächst von nichts eine Ahnung haben, sich aber dann scheinbar problemlos in fremden, von Magie durchzogenen Welten zurechtfinden und die rein zufällig das stärkste Wesen sind, dass die Bewohner dort jemals gesehen haben und die rein zufällig die einzige Rettung sein könnte. Diese übermächtigen Protagonistinnen werden allmählich ermüdend. Zwar hat auch Lily ihre schwachen Momente, aber im Großen und Ganzen lernt sie alles viel zu schnell und leicht, sodass es einfach langweilig wird. Zudem ist sie wieder eine dieser unglaublich pathetischen Figuren, die jederzeit bereit ist, sich selbst zu opfern, die große Regen schwingt, die lieber sterben würde, als ihren veganen Lebensstil aufzugeben, die andere belehrt, die sich ständig selbst in Gefahr begibt. 
Everflame ist eine nette Fantasygeschichte, die zwar ganz unterhaltsam ist, aber nichts wirklich Neues oder Originelles präsentiert.