Rezension

ehrlich und offen

Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen - Maria Braig

Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen
von Maria Braig

Bewertet mit 5 Sternen

Auf die Autorin Maria Braig wurde ich im Rahmen einer Wanderbuchrunde aufmerksam, das Thema hat mich sofort angesprochen, „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen – Die Asylentscheiderin“ ein immer noch sehr aktuelles Thema.

 Die Protagonistin des Romans Jule, die nach einemfast 30jährigen Berufsleben bei der Post und einer gescheiterten Beziehung einen Neuanfang für sich sucht, liest  einen Aufruf  des BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge), das tatkräftige, mutige und entscheidungsfreudige Menschen sucht, um für 6-12 Monate als Entscheiderin Asylverfahren verantwortungsbewusst zu bearbeiten. Sie bewirbt sich und wird nach erfolgreich bestandenem Crashkurs in Sachen „Entscheidungen“ als Entscheiderin für das BAMF tätig. Eher zufällig trifft sie ihre alte Klassenkameradein Cochise wieder, die ihrerseits aktiv in der Flüchtlingshilfe tätig ist und so ganz anders ist als Jule; zwischen beiden entwickelt sich langsam als stetig eine Freundschaft, trotz ihrer so völlig unterschiedlichen Auffassungen zur Flüchtlingspolitik. Als Cochise in Griechenland  als angebliche Schlepperin verhaftet wird, gegen Kaution auf freien Fuß kommt, begleitet Jule, die  immer mehr schwere Selbstzweifel an der Arbeit beim BAMF hat, Cochise zum Prozess nach Griechenland.

Maria Braig hat mich mit dem Roman in ihren Bann gezogen, sie schreibt packend, fesselnd und voller Emotionen einerseits die widerstreitenden Gefühle und Ängste von Jule, andererseits aber auch die Geschichten der Flüchtlinge, die zu Jule als Asylentscheiderin kommen, Geschichten, die unter die Haut gehen, die betroffen machen. Geschichten, die das Leben schreibt und die verdeutlichen und sehr anschaulich schildern, welcher enorme psychische Druck auf den Beamten lastet, die als Asylentscheider tätig sind, denn die einzelnen Schicksale haben nicht zu interessieren, es wird nach Gesetzen entschieden.

Die Autorin hat klar das deutsche Asylrecht beschrieben und lässt viel Hintergrundwissen über das Asylrecht einfließen, erläutert Begriffe wie subsidiären Schutz, sichere Herkunftsländer, die Dublin-Verordnung und Fluchtgründe.

Ein Roman, der aufrüttelt, der veranschaulicht, dass dringend Handlungsbedarf besteht, Asylentscheider müssen zureichend geschult werden und im Rahmen von Mentoring Programmen begleitet werden und es ist unverantwortlich, wenn in Deutschland Menschen, die keine Qualifikationen nachweisen können, im Schnellverfahren zu Entscheidern ausgebildet werden, die über Sein oder Nichtsein von Menschen entscheiden können, in „Der Zeit“ war im Juni diesen Jahres ein Bericht, demzufolge viele der sogenannten Entscheider unzureichend ausgebildet sind, von den mehreren Tausend eingestellten Mitarbeitern haben bislang nur 21,6 % die notwendigen Qualifizierungsmaßnahmen durchlaufen.