Rezension

Ehrlicher Krimi über Selbstjustiz

Wer Furcht sät - Tony Parsons

Wer Furcht sät
von Tony Parsons

Der Kriminalroman „Wer Furcht sät“ von Tony Parsons ist 2016 erschienen und der dritte Fall der Ermittlers Max Wolfes.

Der Roman beginnt mit einem sehr direktem und eindrücklichen Prolog – dem ersten Mord. Es ist ein Katapult in die Geschichte, aus dem man erst wieder herauskommt, wenn man das Buch zu Ende gelesen hat.

Die Geschichte wird in drei Hauptteile unterteilt:

Der erste Teil beginnt im Gerichtssaal, drei Jugendliche werden verurteilt, weil sie einen Mann totgetreten haben. So wird man in das Leben des Ermittlers Max Wolfes geführt. Er hat im Fall ermittelt und steht der Familie nun zur Seite. Man merkt sofort, dass er ein eher Mitfühlender Ermittler ist, der wirklich versucht, so gut es geht zu helfen. So findet man schnell einen guten Draht zu ihm und kann sich problemlos in ihn hineinversetzen. In dem weiteres Verlauf des ersten Teiles finden die drei hauptsächlichen Hinrichtungen statt, sowie die Leichenfunde. Schnell wird klar, dass die Leichen keine Unschuldslämmer sind, sondern alle ein Verbrechen begangen haben und so werden die ersten Familienangehörigen der damaligen Opfer verhört. In diesem Kapitel trifft auch Max Wolfe seinen alten, nun obdachlosen Freund, Jackson Rose und nimmt ihn bei sich auf.

Der Zweite Teil befasst sich vor allem mit den weiteren Ermittlungen. Es geschieht kein weiterer Mord, es findet eine Entführung eines islamischen Predigers statt, der aber unbeschadet wieder freikommt. Bei der Bewachung des Predigers Abu Din wird Wolfe entführt und fast ermordet, kommt aber wieder frei und hebt die Jagd nach den Mördern auf ein ganz neues, persönliches Level.

Direkt wird in den dritten Teil geleitet, der zum Auffinden des Kill Rooms und der Mörder führt.

 

Der Roman ist in der „ich-Erzählperspektive“ geschrieben, es stehen also die persönlichen Eindrücke von Max Wolfe im Vordergrund. Die Mitmenschen werden sehr persönlich und genau beschrieben, dabei fallen vor allem die sehr außergewöhnlichen aber doch passenden Vergleiche auf.

Beispiele „prangte ein Schweißfleck vom Umriss Australiens;

Sein Kopf war.....wie ein Rugbyball der sich als hartgekochtes Ei verkleidete (S. 60).

Obwohl alles aus der Sicht von Max Wolfe geschrieben wird, wird doch auf die unterschiedlichen Ausdrücke und Sprecharten der anderen Personen geachtet. Unterhält er sich zum Beispiel mit Abu Din, so benutzt dieser viele islamische Wörter („Es ist noch nicht soweit, dass ich Shaheed werde S. 208).

Der Sprachstil generell ist sehr elegant und eher etwas schwierig. Es werden sehr viele Fachwörter gebraucht. Vor allem in die Polizeiarbeit wird ein sehr ausführlicher Einblick gewährt. Es gibt viele Codes und Abkürzungen. Diese werden zwar immer gleich erklärt, sodass man nie selbst nachschauen muss, was diese bedeuten. Allerdings wird es nach einiger Zeit sehr viel, man muss sich stark konzentrieren um in den Ermittlungen mitzukommen. Es ist zwar sehr aufschlussreich, aber nicht gerade leichte Lektüre. Ein weiterer, anstrengender Punkt sind die vielen Namen und Beschreibungen der Chefs und Super Chiefs uvm. Man hat kaum einen neuen Mitarbeiter kennen gelernt, gibt es wieder einen neuen Zuständigen. Und alle werden sehr genau beschrieben und vorgestellt. Zum Beispel auf Seite 101, da werden allein drei neue Analytiker genannt, und zwei Ermittler, ein Zeugen, sowie ein Toter.

Neben der sehr genau beschriebenen Polizeiarbeit wird auch ein großes Augenmerk auf die Historie gelegt. Sehr genau wird durch zwei Geschichtswissenschaftler die Geschichte von Tyburn Stück für Stück erzählt und so noch einiges der dunklen Londoner Geschichte vermittelt. Das ist sehr gut gelungen und unglaublich interessant, da dass ein Thema ist, welches oft totgeschwiegen wird und hier nun gut recherchiert und perfekt angepasst angesprochen wird.

 

Alles in allem ist es ein sehr guter Kriminalroman, da er sich auch nicht nur auf einen Fall konzentriert, sondern gleich drei Fälle behandelt, die aber letzten Endes zur Aufklärung des Hauptfalles führen. Das ist sehr gut gelöst. Auch findet man keine langweiligen Passagen in dem Buch. Es nimmt schon im Prolog Fahrt auf und animiert zum weiterlesen. Im ersten Teil finden die Morde und Leichenfunde Schlag auf Schlag statt, man hat kaum Zeit kurz zu verschnaufen und sich zu entspannen. Man sitzt angespannt und fast schon nervös da und wartet darauf, was wohl als nächstes passiert. Es gibt kaum ein Kapitel, in dem es zu keiner neuen Wendung der Geschichte kommt. Die Spannung wird permanent aufrecht erhalten und erreicht ihre Spitze mit der Entführung des Ermittlers und dem Fassen des Anführers der Bande. Erst dann kann man sich etwas entspannter zurücklehnen und wird dann auf den letzten Seiten doch nochmals überrascht, weil noch jemand erschossen wurde. Das Ende wird generell sehr kurz gehalten, es gibt keine großen Worte, es wird nur zum nächsten Mord übergeleitet, sodass man sich selbst Gedanken manchen kann, wie die Gerichtsverhandlungen weitergehen, wie die Vernehmungen ablaufen, und so weiter.

Es wird einiges offen gelassen um dem Leser Platz für eigene Vorstellungen zu lassen.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, man muss nur sehr konzentriert lesen um mit den Ermittlungen mitzukommen, damit man nichts verpasst. Denn das Buch ist so voll von neuen Ereignissen, Erlebnissen, Eindrücken und Beschreibungen, dass es Schade wäre auch nur eine davon zu verpassen.