Ein allein erziehender Vater des 19. Jahrhunderts
Bewertet mit 4 Sternen
Das Tagebuch Hermann Franckhs (*1802) ist Zeugnis einer sehr innigen Beziehung zu seinem begabten Sohn Hugo und schildert vermutlich den ersten allein erziehenden Vater überhaupt, zumindest den ersten des 19. Jahrhunderts. Franckhs umfangreiche Aufzeichnungen sind ein wichtiges Dokument der Geschichte und Sozialgeschichte Berlins; denn Franckh war Gesprächspartner Alexander von Humboldts, verkehrte bei Mendelssohns, arbeitete als Autor und Journalist und war nicht zuletzt Zeitgenosse des Vormärz. Franckh heiratete 1838 die Tochter des Prinzen Heinrich von Preußen, 1840 wurde Sohn Hugo geboren. Hugo Franckh wurde von seinem Vater erzogen und betrat in seinem ersten Schuljahr am Gymnasium zum ersten Mal eine Schule. Die Todes-Umstände von Vater und Sohn Franckh konnten nicht aufgeklärt wurden.
Franckhs akribische Aufzeichnungen geben Einblick in seine Erziehungsziele und den speziell für seinen Sohn entwickelten Bildungskanon. Das Buch mag zwar durch den schieren Umfang abschrecken, ist jedoch für jeden eine fesselnde Lektüre, der sich für die Geschichte Berlins, Erziehung, den Bildungsbegriff und das Vater-Sohn-Verhältnis interessiert.