Rezension

Ein altes Gemälde birgt ein Geheimnis. Spannend und interessant erzählt!

Die Kunstjägerin - Elis Fischer

Die Kunstjägerin
von Elis Fischer

Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.

(Galileo Galilei)

Verschwörungstherorien kommen nicht nur seit Dan Browns »Illuminati« bei den Lesern gut an. Rätsel zu lösen und uralte Mythen aufzudecken liegt in der Natur des Menschen. Wir alle sind neugierig. Geheimnisse ziehen uns an und lassen uns nicht mehr los, bis wir die Wahrheit erfahren. Besonders wenn es um unser eigenes Leben, unsere Vergangenheit oder die unserer Vorfahren geht.

 

Genau mit dieser zutiefst menschlichen Eigenschaft spielt die Österreicherin Elis Fischer in ihrem Roman »Die Kunstjägerin«. Die Spannung wird vor allem durch das Ratespiel erzeugt und die Neugierde der Protagonisten, die sich auf den Leser überträgt.

 

Im Mittelpunkt des Krimis steht ein altes Bild. Es ist nicht irgendein Bild, sondern ein Ölgemälde, dessen Vignette es als Sustermanns (oder etwa Rubens?) ausweist.

Was das Buch ungleich faszinierender macht ist die Tatsache, dass sich dieses Gemälde tatsächlich im Besitz der Autorin Elis Fischer befindet, die unter anderem Kunstgeschichte studiert hat und ihr Wissen bei diesem Roman einsetzt.

 

Während der Nachforschungen nach der Herkunft des Gemäldes, die sie bis in das 17. Jahrhundert führten (den aktuellen Stand der Recherchen kann man auf der Homepage der Autorin einsehen) kam der Autorin die Idee zu diesem faszinierenden Roman.

 

Darin hat die chaotische Protagonistin Theresa, eine verheiratete Illustratorin, dieses Bild von ihrem Vater geerbt und will es restaurieren lassen. Zu diesem Zweck nimmt sie es im Beisein ihrer besten Freundin Flora von der Wand, um es genau zu begutachten. Dabei fällt ihr auf der Rückseite eine Vignette auf, die etwas unleserlich beschrieben ist. Die Namen Sustermann und Rubens meinen die Freundinnen darauf aber zu erkennen.

Bevor Theresa, das nur geheimnisvolle, Bild zum Restaurator bringt, fertigt sie noch Fotos davon an und sendet E-Mails an diverse Kunstkenner, um den Wert des Gemäldes schätzen zu lassen.

Doch bald wird der Restaurator ermordet aufgefunden und Theresas Bild gestohlen. Handelte es sich wirklich nur um einen Raubmord oder ist Theresas Bild schuld an seinem Tod. Gemeinsam mit ihren Freunden beginnt Theresa nachzuforschen und entdeckt dabei schier Unglaubliches. Die Recherchen führen bis nach Florenz und bald geraten Theresa und ihr 10jähriger Sohn in Gefahr.

 

»Die Kunstjägeri« ist ein hervorragendes Debüt, das den Leser in die Schattenseiten der Kunstwelt eintauchen lässt. Die Autorin hat den hintorischen Hintergrund genau rechcherchiert und den Roman mit interessanten, zusätzlichen Details angereichert (wie eine Briefkorrespondenz eines geheimnisvollen Mannes namens G., dessen Identität sich noch im Roman auflöst)

 

Bei diesem Krimi stimmt einfach alles, von der Figurenzeichnung angefangen, über Plot, Spannungsaufbau bis hin zur Auflösung des kniffligen Falls.

Die Figuren, allen voran der Freundeskreis von Theresa sind gut und liebevoll charakterisiert. Es finden sich jede Menge Identifikationsfiguren. Man kann sich sehr gut in die einzelnen Personen hineinversetzen.

Die Autorin spart mit all zu detailierten kunstgeschichtlichen Informationen, es wird nur soviel Fachwissen in den Text eingestreut, wie für die Geschichte notwendig. In meinen Augen hätte es durchaus mehr sein können. Ein Buch wird meiner Meinung nach besser, wenn man etwas erfährt, das man vielleicht noch nicht gewusst hat, bzw. etwas beim Lesen lernt.

Es findet sich viel Lokalkolorit. Der Roman entführt an interessante Schauplätze.

Die Spannung bleibt ziemlich konstant auf mittelhohem Niveau. Aber es handelt sich bei »Die Kunstjägerin« auch nicht um einen klassischen Krimi oder Thriller, sondern um einen Spannungsroman mit historischem Hintergrund, indem Kunstgeschichte das Thema ist aber auch Freundschaft und Zusammenhalt.

Der Gmeiner Verlag führt »Die Kunstjägerin« deshalb unter Frauenromane. Ich denke dennoch, dass er auch Fans unter der männlichen Leserschaft finden wird.

Sprachlich ist der Roman leicht zu lesen, die Dialoge sind lebendig und mit viel Humor gewürzt. Dank der bildstarken Beschreibungen der Autorin kann man sich die Handlungsorte gut vorstellen. Die Kapitel übersichtlich, die Perspektivewechsel moderat und gut nachvollziehbar.

Am Ende sind nicht alle Rätsel gelöst, manche Fragen bleiben offen, die gemeinsam mit der Autorin auf deren Homepage diskutiert werden können.

Elis Fischer fordert sogar zum Dialog auf, weil sie das Rätsel des Gemäldes gerne vollständig lösen möchte.

 

Der Gmeiner Verlag hat das äußerst gelungene Cover, das mit Hochglanzelementen ausgestattet ist, unter Verwendung von Fotos der Autorin erstellt. Beim Lesen ertappt man sich immer wieder dabei, auf dem Cover nachzugucken, denn ein Bildausschnitt des Gemäldes findet sich darauf.

 

»Die Kunstjägerin« von Elis Fischer garantiert somit ein Leseerlebnis der besonderen Art, das mit Beenden des Buchs noch lange nicht zu Ende ist. Ein durchwegs gelungenes Debüt!

Wer einem unterhaltsamen und interessanten Leseabend ohne Blutorgien nicht abgeneigt ist, dem sei »Die Kunstjägerin« ans Herz gelegt.