Rezension

Ein altes Verbrechen

Die Vergessenen - Ellen Sandberg

Die Vergessenen
von Ellen Sandberg

Bewertet mit 5 Sternen

~~Manolis Lefteris, offiziell Autohändler, inoffiziell ein Mann für besondere Aufträge, wird von seinem Auftraggeber auf das Auffinden alter Akten angesetzt. Die Besitzerin erlitt kürzlich einen Schlaganfall, weshalb Manolis sich an die Fersen ihrer Nichte Vera hängt, in der Hoffnung, durch sie an die Akten zu gelangen. Vera ist Journalistin bei einem Frauenmagazin, träumt allerdings von einem Job als Reporterin bei einer seriösen Zeitung. Als sie erkennt, in welche grausamen Taten ihre Tante während des Krieges verwickelt war, recherchiert sie nach der Wahrheit.

Das Thema des Romans ist nicht einfach: Der Mord an tausenden behinderter Menschen in psychiatrischen Kliniken während des Zweiten Weltkriegs. Obwohl jeder von uns von diesen Taten weiß, ist es schwer, den Schilderungen in dem Buch zu folgen. Zu grausam sind die Eindrücke, die die Taten von Ärzten und Schwestern hinterlassen. Auch Manolis‘ eigene Vergangenheit bzw. die seiner Familie ist nicht leicht zu verdauen. Als Kind einer Deutschen und eines Griechen, gibt es auch hier eine Verbindung zu einem schlimmen Verbrechen in der Vergangenheit. Im Krieg wurde in dem kleinen Heimatort seines Vaters von deutschen Soldaten ein Blutbad an Frauen und Kindern verübt, das den Vater sein ganzes Leben lang belastete, weil die erhoffte Gerechtigkeit ausblieb.

Veras Recherchen zu dem alten Verbrechen sind spannend zu verfolgen und auch Manolis‘ Rolle in dem Fall ist spannend. Wird er helfen, das alte Verbrechen zu vertuschen oder wird er Vera bei ihrer Arbeit unterstützen?

Manolis‘ mochte ich sofort. Sein ausgeprägter Familiensinn und sein Verständnis für Gerechtigkeit sprachen mich sofort an. Auch Vera und ihre sture Art gefielen mir gut. Das Buch ist eine gute Mischung aus Krimi, Familienroman und Zeitzeugnis. Nicht immer leicht zu lesen, aber ein wichtiges Buch über ein Verbrechen, das nicht in Vergessenheit geraten darf. Gut!