Rezension

Ein anderes Ende hätte vieles herausreißen können

Bleiche Knochen - Graham Masterton

Bleiche Knochen
von Graham Masterton

„Bleiche Knochen“ war das erste Buch seiner Art, das ich gelesen habe und da war es für mich natürlich nochmal ein anderes Leseerlebnis als für jene, die regelmäßig Krimis verschlingen. Daher mag es sein, dass ich manches für sehr erwähnenswert halte, was manch anderer wohl als „normal“ für dieses Genre abtun würde.

Ich hätte nie gedacht, dass mich ein Buch vom Festa Verlag entspannen würde.
Der Autor redet nicht lange um den heißen Brei, denn der Leser bekommt seine ersten Leichen schon gleich zu Beginn, ohne unnötiges Vorgeplänkel.
Trotz allem würde ich das, was in diesem Buch passiert nicht als besonders angsteinflößend oder gruselig bezeichnen. Es ist schrecklich und sehr genau beschrieben, was so alles passiert und wie Eingeweide aus Körpern fallen, Menschen gehäutet werden... Na ihr wisst schon. Aber dadurch, dass Katie so emotionslos auf alles reagiert, hatte auch ich nie den Anstoß bekommen, mich vor etwas zu fürchten. Ihre Gleichgültigkeit hat mich in dieser Angelegenheit wohl auch abgestumpft.

Katie Maguire ist die Hauptfigur in „Bleiche Knochen“. Sie wird als „Typische Irin“ bezeichnet und ist die erste Frau in ihrer Stellung als Superintendent, setzt sich daher auch selbst unglaublich unter Druck. Mit ihr konnte ich leider nicht wirklich warm werden. Sie hat keinen richtigen Charakter, keine Art, die man beschreiben könnte. Für mich war sie nicht mehr als die Handlungsträgerin, der ich gefolgt bin, um mehr zu erfahren. Der Autor hätte meiner Meinung nach jede mögliche Frau an ihre Stelle setzen können und die Geschichte wäre trotzdem gleich gewesen.
Dafür hat Graham Masterton sich aber ordentlich ins Zeug geschmissen, wenn es um die Atmosphäre ging. Wie bereits erwähnt, ist es nicht unbedingt gruselig gewesen, dieses Buch zu lesen. Allerdings habe ich mich trotzdem immer direkt vor Ort gefühlt, als wäre ich wirklich in diesem verregnetem, dreckigen Städtchen oder auf dem matschigen Acker gewesen.

Da es nur wenige Szenen mit dem Mörder gibt und diese meistens mehr mit den Opfern in Zusammenhang stehen als mit ihm, lernt man auch ihn nie so richtig kennen, was ich etwas schade finde. Alles, was man erfährt ist, dass er sich immer freundlich und höflich verhält, wenn auch auf eine irre Art. Und auch, wenn ein riesiges Geheimnis um seine Identität gemacht wurde, konnte ich mir nach und nach immer mehr denken, wer er ist.
Allgemein fand ich das Finale doch recht enttäuschend. Es war wie Schluckauf, kam nach und nach und war dann einfach auf einmal da und zu Ende. Fertig. Ich hätte nach all dem Spannungsaufbau viel mehr erwartet.

Mit einer sehr geradlinigen Story, nicht gerade viel Action aber einer sehr intensiven Stimmung zählt „Bleiche Knochen“ für mich eher zu den „entspannenden Krimis“ (wenn es sowas denn gibt). Ich hätte mir außerdem eine Hauptfigur gewünscht, die innerlich weniger tot ist. Und auch am Ende hätte der Autor nochmal einiges rausreißen können, was aber leider nicht passiert ist.