Rezension

Ein atemberaubender Auftakt, von dem ich mir viel verspreche

Du. Wirst. Vergessen - Suzanne Young

Du. Wirst. Vergessen
von Suzanne Young

Man sollte dieses Buch auf keinen Fall verpassen, wenn man gerne gefühlsintensive Geschichten liest, ohne dabei auf eine durchdachte Handlung und ausgeprägte Charaktere verzichten zu wollen.

Schon auf den ersten Seiten bekommt man einen Einblick in die grausame Gesellschaft. Jeden Morgen müssen die Schüler einen kurzen Test ausfüllen und sobald einer der Schüler aus der Reihe fällt, kommen die Betreuer und nehmen ihn mit ins Programm, in dem den Jugendlichen die Erinnerungen ausgelöscht werden.
Schon an diesem Punkt merkt man, dass dieses Buch auf den Gefühlen der Jugendlichen und vor allem auf den Gefühlen der Protagonistin basiert, was man nicht von vielen Jungendbüchern behaupten kann. 
Diese Gefühle wurden von der Autorin total glaubhaft dargestellt, was meinen Lesegenuss enorm steigerte. Außerdem durfte ich nicht nur eine Seite der Gefühle kennenlernen, sondern erlebte eine ganze Achterbahn an Gefühlen - von Glück über  Trauer und Hass bis Sehnsucht -, die auch in meinem Inneren für ein Gefühlschaos verursachten. Aber nicht nur über die gefühlsgeladenen Charaktere regten mich zum Nachdenken an, sondern gerade Charakter, die aus der Reihe fielen indem sie überhaupt keine Gefühle zu zeigen schienen, stachen mir sofort ins Auge. Das war aber noch nicht alles, was das Buch zu bieten hat, auch die Rückblenden und Sloane's Erinnerungen, die das Buch durchziehen, haben mich sehr bewegt und trugen zu dem besonderen Touch des Buches bei.
Der Schreibstil, der die großen Gefühle unterstrich, konnte mich ebenfalls sofort überzeugen, denn ich hatte immer das Gefühle locker durch die Seiten geführt zu werden und dabei die Geschichte in vollen Zügen genießen zu können.
Und mit der Protagonistin Sloane, die ziemlich durchschnittlich ist und mit der ich mich gut identifizieren konnte, habe ich von der ersten Seite an mitgefühlt, denn sie ist zwar ein sehr starkes und stures Mädchen, muss aber auch mit vielen Verlusten leben, die sie nach und nach in die Knie zwingen. Natürlich hat sie auch ihre eigene Art, die sie zwar immer wieder in Gefahr bringt, aber auch zu etwas besonderem in all den verlorenen Jugendlichen macht. So waren auch die anderen Charaktere sehr tiefgründig und ich brauchte nicht lange, bis ich sie ins Herz geschlossen habe. Besonders interessant fand ich jedoch die Tatsache, dass die Jugendlichen von Beginn an nur für sich selbst kämpfen, wobei es, trotz großer Worte, keine Ausnahmen gibt. 
Im Gegensatz dazu gab es auch Dinge, die ich als nicht ganz so realistisch empfunden habe, besonders über den Grundgedanken, dass aus Selbstmord eine Epidemie wird habe ich lange nachgedacht und bin noch immer nicht ganz überzeugt davon, da die Autorin hier nur sehr oberflächlich rangegangen ist. Und während der Anfang, mit seiner Grundidee, mich skeptisch hinterließ, macht das Ende mit definitiv Lust auf mehr, weshalb ich den zweiten Teil kaum erwarten kann.
 

Fazit: 

Der Titel  ist hier Programm. 
Wenn der Titel beim ersten Blick nicht eure Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, dann solltet ihr schleunigst noch einen zweiten Blick riskieren, denn dieses Jugendbuch basiert nicht auf der Idee oder der Handlung der Geschichte, sondern vor allem auf die Gefühlswelt der Jugendlichen einen Schwerpunkt. Diese Gefühle werden von der Autorin authentisch dargestellt und sorgen mit ihrer Ehrlichkeit für Gänsehautmomente. Natürlich hat das Buch auch einiges mehr zu bieten, denn man kann weder den Schreibstil noch den Handlungs- und Spannungsverlauf kritisieren.
Und neben der für mich neuen Idee, die leider noch ein paar Lücken aufweist, konnte mich auch die Tiefe der Charaktere überzeugen.