Rezension

Ein aufwühlendes, nachdenklich machendes Debüt, das mich noch lange beschäftigen wird.

Nie weit genug - Gabi Dallas

Nie weit genug
von Gabi Dallas

Bewertet mit 4 Sternen

Cover / Artwork / Romanaufbau

Das Cover des Buches „Nie weit genug“ zeigt eine Frau, die mit den Füßen im Wasser den Sonnenuntergang beobachtet. Ich assoziierte zwei Dinge mit dieser Szene – unstillbare Sehnsucht und Fernweh. Auch der Titel passte daher in meinen Augen sehr gut zu dieser Szene.

Das Buch selbst ist in ungefähr gleich groß gehaltenen Kapiteln verfasst, welche Überschriften tragen, welche ebenfalls gut gewählt waren. Auch das Schriftbild habe ich als sehr angenehm empfunden.

 

Inhalt

Protagonistin in Gabi Dallas' Roman „Nie weit genug“ ist die junge Marleen. Fernweh vertreibt sie aus Deutschland und sie reist zunächst nach Kanada, um von dort die Küste hinunter zu reisen. Sie möchte neue Erfahrungen sammeln, neue Menschen kennen lernen und die Vergangenheit bewältigen, die es nicht immer leicht mit ihr gemeint hat. Auf ihrem Weg lernt sie viele Menschen kennen, mit einigen erlebt sie Abenteuer, wird Teil einer Clique und schließt vermeintliche Freundschaften mit Gleichaltrigen und verliebt sich.

Marlin, wie sie in den Staaten genannt wird, der der Name Marleen nicht geläufig ist, gerät während ihres Aufenthalts immer wieder in Schwierigkeiten, bis es am Ende um Leben und Tod geht.

 

 

Fazit

Mich hat das Buch beim Lesen fast zerrissen, so dass ich es einige Male zur Seite legen musste, um nicht laut aufzuschreien! Nachdem ich das Buch nun ausgelesen habe stelle ich fest, dass es Sorge war, das Bedürfnis, das junge Mädel wach zu rütteln, sie auf Gefahren aufmerksam zu machen, ihre Hand zu halten und anderen Stimmen das Wort zu verbieten, die es nicht gut mit ihr meinten.

Es ist eine Geschichte einer gescheiterten Existenz, was vor allem deshalb tragisch ist, da diese noch so unglaublich jung ist. Die Sehnsucht auf Freiheit und Selbstbestimmung sind stets gepaart mit einer Flucht, vor ihrer Vergangenheit, aber auch vor den inneren Dämonen, die ihr den Blick verschleiern vor der Welt, so dass Marleen eins um andere Mal Fehlentscheidungen trifft und sich nicht nur in Gefahr bringt, sondern den Leser auch Haare raufend da sitzen lässt.

Sätze wie „Warum tut sie das denn jetzt wieder?“ waren bei mir die typischen Ausbrüche. Doch es lohnt sich, das Buch zu Ende zu lesen, denn wie auch ein Roman sich entwickeln muss, wenn es sich um einen guten Roman handelt, entwickelt sich auch die Protagonistin dieses Buches in einer Weise, die ich wirklich richtig gut fand. Sie wacht nicht eines Tages auf und stellt fest: „Oh, da hab ich wohl Mist gebaut. Jetzt wird alles gut!“. Nein, es sind kleine, kaum merkbare Schritte, die sie in die richtige Richtung lenken. Unbewusst hatte ich das Gefühl, dass sie unbewusst ihre Selbstheilungskräfte entdeckt und dabei auch eine Seite in sich herausarbeitet, von der sie nichts wusste.

Gabi Dallas' Schreibe hat mir sehr gut gefallen, sie hat uns die Protagonistin wirklich sehr plastisch beschrieben, so dass man sich als Leser stets alles gut vorstellen konnte. Auch die Wahl der Nebendarsteller hat mir sehr gut gefallen. Definitiv würde ich sehr gerne den nächsten Teil der Reihe lesen, um zu erfahren, wie es mit Marleen weiter geht. 

Was an dieser Stelle ebenfalls nicht unerwähnt bleiben darf ist Musik. Die Autorin hat im Anhang den Soundtrack zum Buch aufgelistet, der meiner Meinung nach perfekt passt. Beeindruckend fand ich den eigenen Song, der eigens für das Buch geschrieben zu sein scheint. Da ich Musik ebenso liebe wie die Literatur, war ich von dieser Idee natürlich mehr als angetan!