Rezension

Ein außergewöhnlicher und aufwühlender Krimi

Der Angstmann - Frank Goldammer

Der Angstmann
von Frank Goldammer

„Der Angstmann“ bietet alles, was einen fesselnden Krimi ausmacht. In den Schrecken des Zweiten Weltkriegs gerät die Suche nach einem Frauenmörder zu einer atemlosen Hetzjagd, die niemanden kalt lässt. Der Autor versteht es, den Leser aufs Glatteis zu führen, ihm Lösungsansätze zu bieten und am Ende alles durcheinanderzuwirbeln. So muss ein guter Krimi sein! Bitte mehr davon!

Max Heller, Kriminalinspektor und selbst ehemaliger Soldat, der 1915 schwer verwundet wurde, sieht sich mit einem brutalen, psychopathischen Frauenmörder konfrontiert, als die Welt um ihn herum zugrunde geht. Mehr als einmal sieht er sich der Frage gegenüber: „Was interessieren uns einzelne Morde in Zeiten des Krieges?“ „Wie viel ist ein Menschenleben wert, in Zeiten des Krieges?“ Doch er hält beharrlich an der Auflösung des Falls fest, obwohl ihm von höherer Stelle immer wieder Steine in den Weg gelegt werden. Schnell wird klar: der vorschnell Verurteilte kann es nicht gewesen sein und irgendjemand scheint ein Interesse daran zu haben, die Aufklärung der Morde zu sabotieren. Mehr als einmal gerät Heller auf der Suche nach dem Angstmann, wie ihn die verschreckte Bevölkerung nennt, selbst in Lebensgefahr und findet sich in der Kriegshölle wieder. Die Jagd nach dem Unbekannten findet in der Bombennacht vom 13. Februar 1945 ihren vorläufigen Höhepunkt. Beklemmend und authentisch wird das Inferno beschrieben, in dem sich der Kriminalist wiederfindet und schon fast mit dem Leben abgeschlossen hat.
Nach dieser Nacht ist nichts mehr wie es vorher war. Die Welt liegt in Schutt und Asche, die Stadt ist zerstört, Freunde, Nachbarn, Bekannte und Kollegen sind tot. Auch der Angstmann kann diese Nacht unmöglich überlebt haben – oder?

Max Heller ist eine beeindruckende Persönlichkeit. In einer Welt, in der Gehorsam und Linientreue alles sind, geht er seinen eigenen Weg, vertraut auf seinen Instinkt und bleibt seinen Prinzipien treu. Seine Frau Karin, mit der er zwei Söhne hat, die an der Front kämpfen, ist sein einziger Halt, seine Konstante in diesen schweren Zeiten. Ihr verspricht er, sich keinen unnötigen Ärger einzuhandeln, obwohl das fast unmöglich ist. Und so macht er sich allein auf die Jagd nach dem Unbekannten, als die Polizei aufgelöst wird und er alles verloren hat. Doch Informationen machen nicht satt und Ermittlungen auf eigene Faust unter den Russen sind gefährlich – lebensgefährlich.
Der Charakter und die Geschichte des Max Heller bieten noch so viel Stoff für weitere Geschichten und ich hoffe, dass seine Ermittlungen weitergehen. Er wird bald zu den ganz Großen im Bereich der Kriminalliteratur werden – da bin ich mir sicher.

Der Autor schafft es, den Leser durch knappe und präzise Sätze, in denen auf ausschweifende Beschreibungen und Erklärungen verzichtet wird, in die Kriegswirren im Winter 1944 / 45 hineinzuversetzen. Mit jeder Seite, die ich gelesen habe, fühlte ich mich, als wäre ich dort. Das Elend der Bevölkerung, die allgegenwärtige Angst und der Hunger waren stets greifbar. Dabei ist es dem Autor gelungen, diese Zustände eher durch die Nebensätze zu vermitteln und dadurch ein objektives Bild der Geschehnisse zu vermitteln.
Die Geschichte ist temporeich und unglaublich packend geschrieben. Die Suche nach dem Angstmann gerät zur atemlosen Hetzjagd, bei der sich mehr als einmal das Blatt wendet. Dem Autor ist es gelungen, eine Geschichte zu spinnen, die spannend und düster ist, furchterregend und authentisch.
Ich liebe es, wenn Krimis aufgelöst werden und den Leser fassungslos zurücklassen. Dies ist so ein Krimi und der Autor versteht sein Handwerk!

Von mir gibt es volle Punktzahl und eine eindringliche Leseempfehlung.

Fazit:

„Der Angstmann“ bietet alles, was einen fesselnden Krimi ausmacht. In den Schrecken des Zweiten Weltkriegs gerät die Suche nach einem Frauenmörder zu einer atemlosen Hetzjagd, die niemanden kalt lässt. Der Autor versteht es, den Leser aufs Glatteis zu führen, ihm Lösungsansätze zu bieten und am Ende alles durcheinanderzuwirbeln. So muss ein guter Krimi sein! Bitte mehr davon!