Rezension

Ein außergewöhnliches Mädchen mit einer außergewöhnlichen Geschichte

Ich fürchte mich nicht
von Tahereh Mafi

Jedenfalls kann ich dieses Buch jedem ans Herzen legen, der ebenfalls für psychologische Hintergründe schwärmt, nichts gegen eine aufreibende und Liebesgeschichte hat und ein wenig Tragik vertragen kann. Wer hier aber ein ausgeklügeltes System erwartet und eine gut durchdachte Dystopie, wird enttäusch werden, da man nicht allzu viel vom System der Regierung erfährt, ich hoffe hier, dass Frau Mafi diese Erklärungen für die nächsten Teile aufgehoben hat.

Zuerst war ich etwas perplex. Das Buch hatte etwas neues, geheimnisvolles an sich. Und nach den ersten Seiten, wusste ich nicht was ich von dem Buch halten sollte. Der Sprachstil war ziemlich gewöhnungsbedürftig, obwohl mir die durchgestrichenen Sätze mehr als nur interessant vorkamen, ich war immer nur neben der Spur, wenn Juliette so in der Art gedacht hat: Er darf mich nicht berühren nicht berühren nicht berühren. Diese Wiederholungen haben sehr viel an mir gerüttelt.
Natürlich weiß ich das Juliette einen Knacks im Charakter hat, aber diese Schreibweise hat auch mich auch in einer Art und Weise verstört. Denn manchmal war es für mich unerträglich mit Juliette mitzufühlen, aber ich konnte garnicht anders, als es trotzdem zu tun, sie gab mir immer das Gefühl ich muss mich auf sie einlassen.

Im Nachhinein bin ich aber ziemlich begeistert von der Geschichte von Tahereh Mafi und auch die Schreibstil hat mir ungemein zugesagt. Doch ich kann auch sagen, dass dieser Schreibstil nicht jedem gefallen wird, denn manche werden im Gegensatz zu mir nichts damit anfangen können. Neben dem Schreibstil ist mir noch der kleine psychologische Hintergrund der Geschichte von Juliette aufgefallen, was ich an jedem Buch lieben würde. Denn dieses Nachdenken über die Psychologie, die im Buch steckt, nachdem ich ein Buch gelesen habe, finde ist total super.
Wie ich schon sagte ist Juliette gestört, wenn ich das so sagen darf, was mich nicht wundert, nachdem was sie erleben musste. Vielleicht kann ich sogar weit gehen, dass ich sagen kann, Juliette ist Schizophren bzw. hat eine gespaltene Persönlichkeit. Und trotzdem hat sie mich von sich überzeugt, und zwar durch ihre Gutmütigkeit und vielleicht auch durch ihre Hilflosigkeit, die sie manchmal an den Tag legt. Denn einerseits fühlt sie sich ja unglaublich stark, z.B. wenn sie ihre Kräfte einsetzt, doch andererseits ist sie sehr zerbrechlich und empfindlich und will nicht berührt werden. Was auch auf ihren Knacks hindeutet, sind die Zahlen und Fakten, an die sie sich im Buch klammert.
Zu ihren Kräften muss ich ja wohl nicht viel sagen, wer den Klappentext gelesen hat, weiß was sie bewirken und weiß, dass sie tödlich oder zumindest gefährlich sind.
Und dann ist da noch Adam, denn Juliette noch aus der Schulzeit kennt, und der nun ein Soldat ist und für sie verantwortlich sein soll. Zunächst versucht Juliette ihn einfach auf Abstand zu halten und auch ich habe versucht ihn mir nicht ans Herz wachsen zu lassen um im Endeffekt enttäuscht zu werden. Im Endeffekt ist Adam doch einer der Personen, die mir sehr gefallen hat, aber bei denen noch das gewisse etwas fehlt, dass ich ihn ins Herz schließe. Außerdem war ich ganz begeistert wie gut er schauspielern kann und was er alles für seinen Liebsten tut, auch dieses Selbstlose war etwas, dass Adam als Person im Buch sehr gebraucht hat.
Der komplette Gegensatz zu Adam war Warner, den man wohl kaum als Selbstlos bezeichnen kann, bei ihm trifft eher grausam und zielstrebig zu, denn er scheut sich nicht Menschen für seine Zwecke zu benutzen, so wie er es bei Juliette tut, doch für mich ist er auch ein bemitleidenswerter Junge, der sich nach der Liebe sehnt die ihm vorenthalten wurde. Und trotz allem ist das keine Ausrede dafür, dass er ein Scheusal ist. Doch bei diesem Charakter bin ich besonders gespannt, was er im nächsten Teil ausheckt und was er sich einfallen lässt und sein Ziel zu erreichen.

Fazit:

Was verbindet ihr mit dem Titel "Ich fürchte mich nicht". Als ich das Buch aufgeschlagen habe, wusste ich sofort, dass dieser Satz von Juliette kommen muss, aber sie ließ lange darauf warten, bevor sie diese Furcht überwindet. Aber man kann das warten gut verkraften.
Und an dieser Stelle muss ich wohl nicht sagen, dass dieses Buch auf jeden Fall ein absolutes Wunschbuch war und ich hypermegaglücklich war als Goldmann mir ein RE zuschickte?
Jedenfalls wurde ich als Leser nicht enttäuscht, natürlich hätte zwischendrin mehr Action drin sein können, der Dystopische Hauch hätte besser herausgearbeitet sein können, aber die zwei Makel stören mich in diesem Teil kaum, da ich erwarte, dass Frau Mafi diese im nächsten Teil noch verfeinern wird und trotz allem hatte ich das Buch super schnell durchgelesen, da ich es einfach nicht weglegen konnte.
Und ich hoffe, dass der nächste Teil nicht so lange auf sich warten lässt, da ich jetzt schon gerne weiteres über Juliette lesen würde, die eine tolle Protagonistin mit Stärken aber auch besonderen Schwächen ist.
Und wie schon gesagt, fand ich das Buch auch in der Hinsicht interessant, dass Juliettes Gefühle mich mitgerissen haben und ich zusammen mit ihr Herzklopfen hatte aber auch geweint habe.

Vor allem bin ich aber auch gespannt wie Frau Mafi die Geschichte weiter ausbaut und ob es im nächsten Teil wieder eher um die Liebe zwischen Adam und Juliette geht oder ob wir nun einen stärker ausgeprägten dystopischen Hintergrund vorgelegt bekommen.
Da er in diesem Buch doch nur recht knapp vertreten war. Was mich aber kaum gestört hat da ich so fasziniert von der Beziehung zwischen Juliette und Adam war. (Ich muss sogar sagen, dass ich beim lesen teilweise echt Herzklopfen hatte).