Rezension

Ein Autor, der vor Kreativität sprüht und nicht ganz weiß, wohin mit seinen vielen Ideen

Crackrauchende Hühner - Leveret Pale, Nikodem Skrobisz

Crackrauchende Hühner
von Leveret Pale Nikodem Skrobisz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Leveret Pale - 'das weiße Kaninchen' - ist Pseudonym des 18 Jahre jungen deutschen Autors Nikodem Skrobisz. 'Crackrauchende Hühner' ist sein neuestes Werk, untertitelt mit 'Nihilist Punk'.

Als 'Punk' darf man es wohl trefflich kennzeichnen. Es ist ungewöhnlich, unangepasst, provozierend, voll von Kritik (an allem :) ) und verweigert sich. Es lässt sich kaum abklärend klassifizieren, interpretieren oder analysieren. Man kann zwar viel spekulieren, aber was genau dahinter steckt weiß wohl nur das weiße Kaninchen selbst. Vielleicht nicht mal der. Der Autor verlautete letztes Jahr in einem Interview, seine "Leser [sollten] offen für Groteskes, Skurriles und Verstörendes sein". Ja. Für 'Crackrauchende Hühner' darf man gerne noch 'Philosophisches' ergänzen: Exitentialismus, Nihilismus, Absurdismus, Nitzsche, Marx, Freud, ... Wer damit noch keine Berührungen hatte, könnte viele Anregungen zum Nachlesen finden. Auch (legaler) Drogenkonsum ist ein wiederkehrendes Thema im Buch, das ausführlichst und leidenschaftlich beschrieben wird. Keine große Überraschung, ist der Autor doch auch Verfasser von 'Kratom: Alles über die einzigartige Mitragyna speciosa'. Werbung also für legal highs - auch das könnten einige als Punk interpretieren.

Die Handlung? Ach so, ja. Da war irgendwas. Also, Nathan, den erst keiner kennt und mag, ist mysteriös und erscheint übermenschlich. Nach und nach schart er mehr und mehr Jünger um sich, die er dank unerschöpflicher Drogenvorräte und übernatürlichen Trips an sich bindet. Zum inneren Kreis gehört Daniel, aus dessen Sicht augenscheinlich das Buch geschrieben ist. Daniel scheint Nathans Lieblingsjünger zu sein, doch er fordert ihn deutlich mehr heraus als die anderen, sich zu erklären und zu rechtfertigen. Aber, soviel darf verraten sein (wer sich komplett überraschen lassen will, springt bitte bis zum nächsten Abschnitt), es gibt noch diverse Metaebenen der Geschichte. So richtig gefiel mir das Buch auch erst, als diese ins Spiel kamen, leider war das recht spät der Fall.

Der letzte Teil ist noch einmal deutlich abstruser als die Geschichte bis dahin. Dank unterschiedlichster Perspektiven und offener, ironischer Selbstreflektion wird es sogar lustig. Das hat für mich das Ruder rumgerissen. Es wird klar, dass hier kein Roman vorliegt, der eine Geschichte erzählt, sondern dass es um mehr geht. Um das Auseinandersetzen. Mit sich selbst, mit anderen, mit unterschiedlichen Sichtweisen und Denkansätzen, mit Moral, Recht und Religion. Um nur weniges zu nennen.

Leveret Pale hat Talent, keine Frage. Außerdem hat er eine Fülle an Hintergrundwissen, das er versucht, offensichtlich, wie auch hintergründig, einzuflechten. Vielleicht sollte er versuchen, sich etwas mehr auf einzelne Aspekte zu konzentrieren, damit der Leser eine Chance hat, annähernd mit ihm mitzuhalten. Ach ja, und Sex muss nicht immer eklig sein. ;)