Rezension

Ein beklemmender Rückblick in die Nachkriegszeit kombiniert mit einem vielschichtigen Kriminalfall

Kaltenbruch - Michaela Küpper

Kaltenbruch
von Michaela Küpper

Bewertet mit 4 Sternen

Warum immer samstags, fragt sich Kommissar Peter Hoffmann und macht sich schlecht gelaunt auf den Weg in das Provinznest Kaltenbruch, wo er einen Mord aufklären soll. Einen, der mit viel Heimtücke begangen worden ist und der die Bewohner über alle Maßen schockt. So wurde ohne ersichtlichen Grund der Sohn eines Bauen mit einer Axt niedergestreckt, während ein bekannter Kneipenschläger mit Blut besudelt am Tatort verweilt. Doch anstatt ihn als Täter noch am selben Tag zu überführen, stellt sich das Verbrechen als viel komplizierter heraus und Hoffmann hat alle Hände voll zu tun, die Folgen vergangen Unrechts zu entwirren.

"Kaltenbruch" ist ein Roman, der in den fünfziger Jahren spielt, als das Leben in dem rheinischen Dorf Kaltenbruch von den Nachwehen des Krieges gezeichnet war. Frauen brachten ihre Kinder alleine durch, die Arbeit der Bauern war knochenhart und Flüchtlinge versuchten sich zu integrieren. Und inmitten dieser von Veränderungen geprägten Zeit siedelt Michaela Küpper ihre Geschichte an, die von dem Alltag einer Dorfgemeinschaft, von Missgunst und Neid und von traumatischen Kriegserinnerungen erzählt. So kommt es vor allem unter der jüngeren Bevölkerung zu Auseinandersetzungen, weil dem sozialen Status eine ganz besondere Rolle beigemessen wird.

Der Einstieg in den Roman erfordert vom Leser eine hohe Aufmerksamkeit, weil er zunächst einmal die Bevölkerung von Kaltenbruch kennenlernen muss. Da gibt es zum einen eine junge Frau, die bei einem Bombenangriff ihre Mutter verlor und auf dem Leitnerhof ein neues Zuhause gefunden hat, zum anderen spielt eine aus Polen stammende Flüchtlingsfamilie eine große Rolle, deren Kinder bedroht und gehänselt werden. Und dann gibt es da noch einen Hilfsarbeiter aus der Fabrik und zwei Bauernsöhne, die dasselbe Mädchen lieben. Hinzu kommen ein Dorfpolizist, der mit Leib und Seele Ordnungshüter ist, ein Düsseldorfer Kommissar, der nichts mit der ländlichen Idylle anfangen kann und seine neue Schreibkraft, die sich wider Erwarten als überaus gewieft entpuppt.

Der Schreibstil von Michaela Küpper ist unspektakulär und kühl, überzeugt aber durch seine Authentizität und einer angenehmen Bildhaftigkeit. Sämtliche für das verheerende Geschehen wichtige Figuren sind glaubhaft dargestellt, wobei ihr Zusammenspiel oftmals nur angedeutet wurde. Hier fehlen Informationen, die für den Fortgang der Ermittlungen wichtig sind und oftmals die emotionale Tiefe, um Handlungsweisen wirklich verstehen zu können. Demgegenüber sind die Rückblicke in die Vergangenheit sehr bewegend dargestellt und lassen ein nachvollziehbares Bild der damaligen Ereignisse entstehen. Der Mordfall selbst wurde gut erdacht, sodass der Leser lange Zeit rätseln musste, wer und was hinter den Taten steckt und dadurch die Spannungsbogen auf einem steten Level verweilt.

Fazit.
Ein beklemmender Rückblick in die Nachkriegszeit und ein Roman, der mit einem interessanten Ermittlerteam und einem vielschichtigen Kriminalfall gut unterhält.