Rezension

Ein berührender Roman mit Höhen und Tiefen

Nur einen Horizont entfernt
von Lori Nelson Spielman

Bewertet mit 4 Sternen

Hannah Farr ist eine erfolgreiche Moderatorin beim amerikanischen Fernsehsender WNO. Eines Tages entdeckt sie einen Brief in ihrem Büro wieder, den sie bereits vor zwei Jahren von einer ehemaligen Klassenkameradin erhalten hatte. Fiona Knowles war damals diejenige, die Hannah in der Schulzeit gemobbt hat. Nun versucht Fiona mit Hilfe des Briefes und beigelegter Versöhnungssteine die Vergangenheit zu bearbeiten und wieder gutzumachen. Hannah kann sich an Fiona erinnern, und hat damals darunter sehr gelitten. Als Hannah den Brief zwei Jahre später öffnet, ist Fiona bereits in der Öffentlichkeit bekannt, unter anderem, weil sie ein Buch über Versöhnung geschrieben hat.

Hannahs Eltern ließen sich zu ihrer Teenagerzeit scheiden, und Hannah wuchs beim Vater auf. Damals behauptete Hannah, dass der neue Freund ihrer Mutter und späteren Ehemann Bob, sie anzüglich berührt hat. Gleichzeitig versucht Hannahs Vater, sie von ihrer Mutter fernzuhalten, weil deren Umgang nicht seinen Vorstellungen entspricht. Hannahs Vater verstarb vor wenigen Jahren.

Jetzt in der Gegenwart holt die Vergangenheit Hannah wieder ein. Hannah ist mittlerweile Anfang 30 und hat ihre Mutter seit ihrem 16. Lebensjahr nicht mehr gesehen. Gerne möchte sie sich mit ihrer Mutter aussöhnen mit Hilfe der Versöhnungssteine. Aber es ist leichter gesagt als getan. Währenddessen verliert sie ihren Job bei WNO, ihre Wochenendbeziehung mit Michael zerbricht, andere Freundschaften in ihrem Umfeld bekommen Risse. Von heute auf morgen lässt es sich nicht verzeihen - trotzdem zahlt sich Geduld am Ende aus.

 

Lori Nelson Spielman ist eine amerikanische Autorin, die mit ihrem zweiten Roman „Nur ein Horizont entfernt“ einen berührenden Roman über (Aus-)Versöhnung, Verzeihen und Verluste geschrieben hat. Die Hauprotagonistin Hannah Farr besitzt ihre Ecken und Kanten, so dass man sie gerne einmal während des Lesens schütteln möchte. Lori Nelson Spielman gelingt es, klar definierte Charaktere zu schaffen, die manche Momente nicht gegensätzlicher sein können. Kleine Ereignisse in der Geschichte werden berührend und warmherzig erzählt, dass man beim Lesen mitfühlen kann. Die Autorin schreibt in einer klaren Sprache, die die Charaktere und die Geschichte nachvollziehen lassen. Wenn einem auch nicht jeder Charakter in der Geschichte gefällt, dennoch ist das die positive Leistung der Autorin, diese gegensätzlichen Charaktere zu schaffen.

 

Während ich diesen Roman gelesen habe, fühlte ich mit den Figuren, und konnte mich in deren Positionen hineinversetzen, obwohl mir anfangs Hannah Farr nicht so gut gefiel, weil sie ambivalent erschien aufgrund mancher zögerlicher Entscheidungen und Naivität, aber auch ihrer Selbstsicherheit, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Nachdem die ersten Katastrophen begannen, merkte man beim Lesen, dass bei ihr ein Licht aufgeht. Mir gefielen in diesem Roman die gegensätzlichen, aber auch warmherzigen Figuren sowie die unterschiedlichen Schauplätze. Besonders der Aspekt der Aussöhnung und des Verzeihens regen einem zum Nachdenken an.