Rezension

Ein berührendes Jugendbuch verpackt mit einem allwissenden Erzählverhalten und der Kulisse Dänemarks

Marienkäfertage
von Uticha Marmon

Rezension zu "Marienkäfertage" von Uticha Marmon

Verlag: Magellan Verlag 
Erscheinungsdatum: 20. Januar 2015
Preis: 14, 95 €
Seitenanzahl: 223 Seiten
Reihe?: Einzelband

Inhalt:

Wieso haben mir meine Eltern nicht erzählt, dass sie nicht meine leiblichen Eltern sind? Wer bin ich wirklich? Bin ich jetzt Lykke und nicht mehr Elin? Und wer ist diese Lykke überhaupt?

Ein Brief stellt das ganze Leben von Elin auf dem Kopf. Sie ist ein glückliches Mädchen, das wohlbehütet aufwuchs und liebevolle Eltern hat. Doch mit den wenigen Worten eines Briefes muss sich Elin Fragen über ihre Identität stellen. Kurzerhand fährt sie nach Dänemark in das Marienkäferhaus, das Ferienhaus ihrer Familie. Dort möchte sie über die aufgeworfenen Fragen nachdenken.

 

Meine Meinung:

Das wunderschön sommerliche Cover und der außergewöhnliche Titel "Marienkäfertage" haben mich sehr neugierig gemacht. Nur von dem Cover und dem Titel kann man eine leichte Sommergeschichte erwarten, die von den Themen Liebe, Glück und Freundschaft handelt. Aber nach einem Blick auf den Klappentext war mir klar, dass es keine oberflächliche Geschichte ist. Generell verspreche ich mir von den Büchern des Magellan Verlags schöne, tiefgründige Geschichten und 
deshalb habe ich mich sehr auf das Lesen dieses Jugendromans gefreut. 

Anfangs musste ich mich erst in die Geschichte einfinden und an den Schreibstil der Autorin gewöhnen, aber nach den ersten Kapiteln wird dem Leser Elin´s Gefühlswelt verständlich und die Fragen, die sie bewegen.
Die Autorin schreibt in einem allwissenden Erzählstil mit ziemlich kurzen Sätzen, die eine gewisse Sogwirkung haben. Man will immer weiterlesen. Viele Fragen, die man sich als Leser stellt, bleiben offen – dies erzeugt eine geheimnisvolle Spannung. Wie bei einer Schnitzeljagd, bekommt man als Leser Seite für Seite mehr kleine Hinweise auf das düstere Geheimnis und dies hat in der sonst eher ruhigen Handlung eine Spannung erzeugt, die mir sehr gut gefallen hat.
In dem "Marienkäferhaus" hat Elin immer die schönste Zeit im Jahr verbracht. Diese Kulisse stelle ich mir unglaublich idyllisch und schön vor und dieser Ort steht in Kontrast zu den bedrückenden Problemen, denen sich Elin stellen muss und die Hintergründe, die sie über sich selbst erfährt.
In ihrem Unverständnis warum ihre Eltern ihr nichts von der Adoption erzählt haben und den vielen Gedanken, die sie beschäftigen, ist sie oft ungerecht, zickig und hart zu anderen Menschen, die nichts dafür können und denen es teilweise viel schlechter geht. Teilweise konnte ich die Protagonistin deshalb leider nicht ganz nachvollziehen.
Das Buch ist nicht in Kapitel unterteilt, aber es gibt eine andere Perspektive der Geschichte. In Form von Briefen wird dem Leser eine andere Sichtweise gezeigt, die aber erst gegen Ende des Buches verständlich wird.
Die Charaktere haben mir unglaublich gut gefallen, weil sie sehr vielschichtig und auch unterschiedlich sind. Elin wuchs sehr behütet auf, sie hatte eine schöne Kindheit und Eltern, die sie über alles lieben. Elin ist ein Glückskind, das immer gute Laune hat. Lykke dagegen ist manchmal zickig und schlechtgelaunt. Rasmus, dessen Rolle erst später im Buch klar wird, ist stark und verletzlich zugleich. Während Elin in einer rosaroten Traumwelt lebte, bekommt sie durch ihn Kontakt zu der harten Realität.

Die Charaktere zeigen wie nah Glück und Pech beieinander liegen können. Wie eine Entscheidung ein ganzes Leben prägen kann. Diese Gedanken gingen mir nach Beenden des Buches durch den Kopf. Die Autorin bringt den Leser durch die Fragen Elin´s zum Nachdenken und die Geschichte von Elin und Rasmus konnte mich berühren. Besonders Rasmus habe ich sehr ins Herz geschlossen, weil ich ihn sympathischer finde als Elin. 
Aber das Buch macht den Leser ebenfalls traurig, da es ernste Themen anspricht und eine Aussichtslosigkeit zeigt, die mich auch wütend gemacht hat. 

 

Fazit:

Die Geschichte handelt von Freundschaft, Liebe, Glück und Unglück, Marienkäfersommern, Zimtbrötchen und der Suche nach sich selbst. "Marienkäfertage" beschäftigt sich auch mit einem düsteren Thema, bei dem man merkt wie hilflos die Betroffenen sind und wieviel Glück und Pech man haben kann. Die Autorin hat die Geschichte so verpackt, dass die idyllische Kulisse Dänemark´s im Kontrast zu den schweren Problemen von Elin und Rasmus steht. Mit einem Schreibstil der dem Leser viel Raum für eigene Interpretationen gibt, gelingt ihr eine einfühlsame, berührende Geschichte, die den Leser zum Nachdenken bringt.