Rezension

Ein besonderer Kriminalroman

Ermordung des Glücks - Friedrich Ani

Ermordung des Glücks
von Friedrich Ani

Bewertet mit 5 Sternen

34 Tage ist her, dass der kleine Sohn der Familie Grabbe verschwunden ist, 34 Tage des Hoffens und Bangens für die Eltern. Dann steht Jakob Franck vor ihnen. Sie wissen sofort, was er ihnen zu sagen hat.
Jakob Franck ist ein pensionierter Kriminalkommissar, immer wieder wird er gebraucht, wenn es darum geht, die letzte Nachricht zu überbringen. Feinfühlig, wie kein zweiter, weiß er welche Worte er sagen muss. Aber als sich die Ermittlungen im Kreis drehen, die Eltern nicht mit Lennards Tod abschließen können, kann auch er nicht ruhen und beginnt aktiv zu ermitteln.
Die Ermordung des Glücks ist ein Kriminalroman, der aus dem Rahmen fällt. Sehr viel Raum nehmen die Personen mit ihren Gedanken und Gefühlen ein. Friedrich Ani gibt ihnen Tiefe, lässt den Leser unmittelbar an Trauer, Verzweiflung und Wut teilhaben. Franck vergräbt sich immer tiefer in den Fall, wälzt alte Akten und dabei kommt ihm auch seine eigene Unzulänglichkeit in den Sinn. Auch er muss mit vier ungelösten Mordfällen leben, das Versagen nagt an ihm.
Der Grundton des Buches ist düster und melancholisch. Aber trotzdem konnte ich in innere Beziehung zu den Figuren aufbauen. Das ist die Besonderheit des Autors, er bringt seine Figuren den Lesern ganz nahe. Wie sich Tanja Grabbe in ihrer Trauer verliert, wie sich der Vater und der Onkel verändern, wie Jakob Franck immer mehr zu zweifeln beginnt, hat mich sehr berührt.
Anis Kriminalromane sind immer etwas Besonderes, aber mit der neuen Figur des Jakob Franck, der hier zum zweiten Mal zum Einsatz kommt, hat er eine ganz eigene Form gefunden. Tiefgründig und kritisch, menschlich – das Buch hat mich sehr beschäftigt.