Rezension

Ein Besuch in sein eigenes Innerstes ...

1000 Gefühle - für die es keinen Namen gibt - Mario Giordano

1000 Gefühle - für die es keinen Namen gibt
von Mario Giordano

Von Mario Giordano habe ich bislang nur über seinen Vatikan-Thriller gehört und war deswegen überrascht seinen Namen in Verbindung mit diesem Buch zu hören, das mich von der Beschreibung her wirklich sehr interessiert hat. Umso neugieriger war ich auf dieses Buch und darauf, was mich erwarten würde.

Hier angekommen war ich erst einmal von der optischen Aufmachung angetan. Es hat ein sehr handliches Format und kommt mit gleich zwei Lesebändchen in verschiedenen Farben daher. Sehr passend, auch um seine Lieblingspassagen zu markieren, obwohl es dazu wohl noch viel mehr Lesebändchen bedurft hätte. Ansonsten ist dieses Buch äußerlich optisch recht unauffällig. Weiße und gelbe Schrift, geprägt in Grau.
Im Inneren findet man zunächst einen kleinen Vorschlag zum Gebrauch dieses Buches, denn anders als bei den meisten anderen Büchern muss man dieses Buch nicht von Anfang bis zum Ende lesen, sondern kann mittendrin beginnen, am Ende oder wild umher springen, es dem Zufall überlassen oder oder oder... Es folgen danach auf über 200 Seiten insgesamt 1000 kurze Sätze mit Gefühlsbeschreibungen und am Ende noch einmal ein Register all dieser.

Ich habe mittlerweile zwar einmal alle 1000 Sätze Giordanos gesammelter Gefühle ohne Namen gelesen, das heißt aber noch lange nicht, dass ich mit diesem Buch fertig bin. Dieses Buch ist kein Buch, das man zur Hand nimmt, an einem Nachmittag liest und dann damit abgeschlossen hat. "1000 Gefühle für die es keinen Namen gibt" ist ein Buch für immer. Für immer wann einem danach ist.
Die meisten Menschen werden mit den meisten beschriebenen Gefühlssituationen etwas anfangen können, weil sie es bereits selbst einmal erlebt haben, und gerade das macht dieses Buch zu etwas besonderem. Giordano beschreibt nichts Fremdes und Unbekanntes, sondern normale Dinge, die jeder kennt, an die man selbst aber vielleicht schon lange nicht mehr gedacht hat.
Ich habe mich beim Schmökern in diesem Buch so oft an eigene Erlebnisse meines Lebens erinnert, dass ich eigentlich auf nahezu jeder Seite mehrmals Pause machen musste um einfach in diesen Erinnerungen schwelgen zu können. Vielleicht klingt das jetzt so, als müsste man schon alt sein und viel erlebt haben, um so mit diesem Buch fühlen zu können, aber dem ist nicht so, erinnern kann sich jeder. Sowohl an Schönes, als auch an peinliche oder schlimme Situationen.
Teils hatte ich das Gefühl, als würde ich mich auf eine Reise in meine innerste Gefühlswelt machen, viele meiner prägendsten Momente noch einmal erleben. Wahnsinn, dass ein Buch so etwas hervorzurufen vermag.

Auch wenn ich von Beginn an sehr interessiert war an diesem Buch, habe ich mir nicht vorstellen können, dass es so eine große Wirkung haben könnte, geschweige denn würde.
Ein wirklich wunderschönes Buch, das eigentlich jeder Mensch haben sollte, der sich auch einmal gerne einfach nur mit sich und seinen eigenen Gedanken beschäftigt.