Rezension

Ein bewegender Roman, der erst in Fahrt kommen muss

Es geschah in dunkler Nacht
von Jane Shemilt

Bewertet mit 4 Sternen

In der Ehe von Emma und Adam läuft nicht immer alles glatt. Als engagierte Ärzte bleibt ihnen oft viel zu wenig Zeit, um für die gemeinsamen Kinder da zu sein. Ein Zustand, der sich ändern soll, als Adam das Angebot für ein Forschungsprojekt in Botswana erhält und Emma und die Kinder mitnehmen will. Doch anstatt in der Abgeschiedenheit Afrikas zusammenzurücken, geschieht etwas, das die Familie von einem Tag auf den anderen zerstört. Sam, ihr jüngstes Kind wird aus seinem Kinderbettchen entführt und alle Versuche ihn zu finden, bleiben ohne Erfolg. Von Zweifel und Trauer geplagt, kehrt Emma mit den Kindern nach England zurück, schafft es aber nicht mit den Geschehnissen klarzukommen. Deshalb reist sie erneut nach Afrika, wo sie durch Zufall Ungeheuerliches entdeckt.

"Es geschah in dunkler Nacht" ist ein subtiler Spannungsroman, der lange braucht, um in Fahrt zu kommen. Zwar steht von Beginn an fest, dass der kleine Sam das Opfer einer Entführung wird und dramatische Ereignisse folgen. Aber bis es so weit ist, lernt der Leser zunächst einmal die Familie kennen, die aus Emma, ihrem Mann Adam und den beiden Mädchen Alice und Zoë besteht. Dabei taucht er tief in ihren Alltag ein, bemerkt, genau wie eine Lehrerin, dass Alice Probleme hat, während Zoë auch ohne große Aufmerksamkeit ihrer Eltern zurechtzukommen scheint. Doch das Augenmerk der Autorin ist vor allem auf die Beziehung zwischen Emma und Adam gerichtet, die zwar auf beständiger Liebe basiert, aber auch von starkem Konkurrenzdenken geprägt ist. Eine Mischung, die ihnen zum Verhängnis wird, als Sam geboren wird und keiner von ihnen beruflich zurückstecken will.

Ein flüssiger Schreibstil lässt den Leser nur so über die Seiten fliegen, während viele bildhafte Elemente dafür sorgen, dass eine passende Atmosphäre entsteht. Stets hat der Leser das Gefühl mitten im Geschehen zu sein und so fällt es ihm nicht schwer, Anteil am Schicksal der Familie zu nehmen. Doch trotz dieser gelungenen Erzählweise fehlt es dem Roman zeitweilig an Spannung, um die unterschwellige Bedrohung voll auskosten zu können. Dafür aber werden die Figuren in allen ihren Facetten dargestellt, was sie sehr lebendig agieren lässt. Hinzu kommt, dass das Finale mit einer ungewöhnlichen Lösung überrascht und der Zauber Afrikas mit allen seinen Geheimnissen und Gefahren im zweiten Teil des Buches eine große Rolle einnimmt.

Fazit:
Ein Roman über den schrecklichen Albtraum einer Familie, der bewegend in Erscheinung tritt, allerdings auch einige Zeit braucht, um die in ihm schwelende Bedrohung entwickeln zu können.