Rezension

Ein bewegender Roman über eine junge Frau, die mit der Vergangenheit zu kämpfen hat und Zuflucht bei Büchern sucht.

Ich treffe dich zwischen den Zeilen - Stephanie Butland

Ich treffe dich zwischen den Zeilen
von Stephanie Butland

Bewertet mit 4 Sternen

Stephanie Butllands Roman "Ich treffe dich zwischen den Zeilen" erscheint als deutsche Ausgabe 2017 im Knaur Verlag. Loveday geht mit ihrem Äußeren dank Piercings und tiefschwarz gefärbten Haaren auf Abstand zu anderen Menschen. Sie ist ein Büchernarr, umgibt sich lieber mit Literatur als mit Menschen und trägt die Anfangssätze ihrer Lieblingsromane als Tattoos auf dem Körper. Wirklich wohl fühlt sie sich nur in Archies Antiquariat. Der alte Mann hat ihr nicht nur einen Job gegeben, er akzeptiert sie vor allem, ohne Fragen zu stellen. Eines Tages lernt Loveday Nathan kennen und er bringt Licht in ihre Welt. Gemeinsam besuchen sie ein Poetry-Slam, kommen sich über die Gedichte näher und verlieben sich ineinander. Im Antiquariat werden Bücher für Loveday abgegeben, die sie zurück in ihre Kindheit führen und schmerzhafte Erinnerungen an eine Familientragödie wecken, die sie nur zu gerne weiter verdrängt hätte. Kann sie mit der Vergangenheit Frieden schließen und über die Ereignisse hinwegkommen, die ihr Leben so sehr erschüttert haben?

Bei diesem Roman musste ich mich erst allmählich an die Geschichte herantasten. Zu Beginn wurde ich nicht gleich warm mit Loveday, ganz im Gegenteil, ich konnte sie nicht verstehen. Aber im Laufe der Handlung konnte ich mich ihr nähern und ihr Verhalten gut nachvollziehen.

Die Liebe zu den Büchern springt bei diesem Buch aus allen Ecken und Enden. Viele Buchtitel verlocken zum Lesen und verbreiten ihr besonderes Flair und die Gedichte von den Poetry-Slams zeigen die Gefühle der Protagonisten deutlich auf und unterstützen den literarischen Gesamteindruck.

Was mich aber am meisten berührt hat, ist die Schilderung von Lovedays Kindheit. Die dramatischen Erlebnisse kommen nach und nach ans Licht und man kann verstehen, wie sich Loveday vor anderen Menschen in ihre Bücherwelten flüchtete.
Das merkt man auch an ihren Tattoos, die ihre liebsten Buchanfänge auf ihrem Körper verewigen.

Stephanie Butland hat einen ruhigen, aber direkten Schreibstil. Man hat das Gefühl, hier persönlich als Zuhörer gewählt worden zu sein. Wie hier Liebe und der Weg zur Selbstfindung dargestellt werden hat nichts mit Kitsch zu tun, ganz im Gegenteil, es wirkt sehr authentisch und man hat für die Protagonistin vollstes Verständnis.
Wie Loveday dann ihren Weg findet, möchte ich nicht verraten. Auf jeden Fall muss sie sich entscheiden, ob sie sich weiter abkapselt oder sich für Nathan entscheidet.
 
Dieser Roman stellt die Kraft der Gedichte und Bücher in den Hauptfokus, manchmal haben Bücher auch heilende Wirkung. Aber auf menschliche Nähe kann man dennoch nicht verzichten.