Rezension

ein bewegendes Buch

Mein Name ist nicht Freitag - Jon Walter

Mein Name ist nicht Freitag
von Jon Walter

Bewertet mit 4 Sternen

Zitate:
"Joshua war schlecht, schon vom Tag seiner Geburt an, und Old Betty muss das gewusst haben, als sie ihm eins auf den Hintern gab." Seite 20

"Und in diesem Augenblick stirbt ein kleines Stück von mir. Ich spüre, wie es mich verlässt, als ich die Stimme hebe. >>Freitag. So heiße ich.<<" Seite 48

"Im Dunklen wird niemand sehen, wenn ich weine." Seite 99

Meinung:

Samuel und sein Bruder Joshua sind Waisen. Sie haben früh ihre Eltern verloren und leben im Waisenhaus. Doch auch hier hält das Leben so manche Prüfung für Samuel bereit. So gottesfürchtig, wohlerzogen und gut er ist, sein Bruder Joshua ist genau das Gegenteil davon, was die beiden bei Pater Mosely des Öfteren in Ungnade fallen lässt. Doch auch dadurch lässt sich seine Liebe zu Joshua nicht erschüttern. Selbst dann nicht, als er eines Tages dessen Schuld auf sich nimmt, damit Joshua nicht bestraft wird, und sich auf dem Weg zum Sklavenmarkt wiederfindet. Von nun an lautet sein Name Freitag und jegliche Rechte und Annehmlichkeiten scheinen für immer vorbei zu sein...

Die Geschichte um Samuel spielt in Mississippi, zur Zeit des Bürgerkrieges. Dieses Thema hat der Autor gekonnt in Szene gesetzt. Mit jeder Seite, jedem Absatz und jeder traurigen Geschichte, kann man das harte Los der Farbigen in diesen Zeiten spüren. Das Leben gezeichnet von Demütigung, Verlust und Intoleranz nehmen sie alles auf sich, nur um zu überleben. Wobei "Leben" ein dehnbarer Begriff ist...
In Samuels Fall hilft ihm einzig sein Glaube zu Gott dabei, stark zu bleiben und nicht die Hoffnung zu verlieren, dass er -wenn er nur auf dem richtigen Weg bleibt- irgendwie seinen Bruder Joshua retten kann. 
Obwohl dieser religiöse Aspekt glaubwürdig und geschichtlich gesehen natürlich korrekt ist, war das der einzige Punkt der Geschichte, den man für meinen Geschmack etwas hätte schmälern können. Samuels Glaube ist wie gesagt recht ausgeprägt und dementsprechend findet er sich auch ab und an im Zwiespalt zwischen Gut und Böse wieder. Ein paarmal weniger hätten es für mich auch getan ;)

Als ich das erste Mal mit dem Thema Sklaverei in Berührung kam, war ich entsetzt darüber, wie menschenunwürdig "Menschen" sich tatsächlich verhalten. Ja, ihr habt richtig gelesen, ich schreibe im Präsens. Denn auch wenn es Sklaverei im ursprünglichen Stil offiziell nicht mehr gibt, ist Rassismus dennoch nach wie vor ein schwieriges Thema. Und auch heute ist die Einordnung von Menschen anderer Ethnien in unterschiedlich Klassen keine Seltenheit. Auch, wenn es vielleicht nicht ganz so offensichtlich erscheint, aber von einer tatsächlichen Gleichberechtigung kann in vielen Regionen der Erde noch immer nur geträumt werden... 
Macht euch das nicht auch traurig? Also mich schon. Aus diesem Grund habe ich auch schon immer ein Faible für "Geschichten" dieser Thematik. Und das, obwohl ich oftmals aus dem Unglauben und Kopfschütteln nicht herauskomme.
Aber genau aus diesem Grund finde ich es auch so wichtig, solche Bücher zu lesen und anderen nahezubringen. Wenn sie es auch nur ein Stück weit schaffen, die Menschen etwas zu sensibilisieren, kann das nur hilfreich sein!

Mein Name ist nicht Freitag ist ein bewegendes Buch voller Emotionen -guten wie schlechten-, unerwarteten Wendungen und Tiefgang. Eine klare Empfehlung.