Rezension

Ein bisschen mehr Rebellion wäre schön gewesen

Die Rebellion der Maddie Freeman - Katie Kacvinsky

Die Rebellion der Maddie Freeman
von Katie Kacvinsky

Bewertet mit 3.5 Sternen

Madeline Freeman wächst in einer fast vollständig digitalisierten Welt auf. Es gibt keine öffentlichen Schulen mehr. Treffen mit Freunden finden nur noch online statt. Selbst die meisten Freizeitaktivitäten finden Zuhause mittels Computer statt. Maddie trifft in einem Lernchat auf Justin, ein Rebell, der das digitalisierte Schulsystem abschaffen will. Aber dazu benötigt er Maddies Hilfe, denn ihr Vater ist Erfinder und Betreiber dieser sogenannten Digital Schools. Maddie muss sich entscheiden - für oder gegen ihren Vater.

Zunächst einmal sei gesagt, dass ich den Gedanken, in einer digitalisierten Welt zu leben, einfach unvorstellbar und erschreckend finde. Stellt euch vor, es gäbe nur noch Kunstbepflanzung jeglicher Art oder ihr wollt tanzen, aber nicht mit eurem Partner, sondern mithilfe einer Art Wii am Computer. Persönliche Treffen, ein richtiges Sozialleben gibt es nicht mehr, fast alles geschieht nur noch von Zuhause aus. Dieses Thema begleitet euch durch das gesamte Buch. Die Autorin schafft es hervorragend, den Leser dafür zu sensibilisieren und ihm die Augen zu öffnen.

Die Geschichte wird aus der Sicht der Maddie geschrieben. Zwischendurch gibt es immer wieder kleinere Kapitel, in denen der Leser ihre Gedanken aus ihrem Tagebuch erfährt. Diese Kapitel haben mich doch sehr zum Nachdenken angeregt, da Maddie selbst beginnt, am System zu zweifeln. Der Schreibstil ist einfach gehalten und flüssig.

Die Charaktere bleiben ziemlich blass. Ich konnte mir diese leider so gar nicht richtig vorstellen. Zudem hat es mich ein wenig genervt, dass Maddie und Justin die Traumfrau/ der Traummann schlechthin waren. Sie ist eine wahre Schönheit, was sie aber nicht wahrnimmt. Er ist der tolle Typ, auf den alle Mädels stehen. Insofern finde ich die Beschreibung der beiden Protagonisten auch etwas platt und in ein typisches Schema F gepresst. Auch die Charakterisierung ist recht einfach gehalten. Vor allem die Protagonisten besitzen 08/15 Teenie-typische Eigenschaften: Er ist der Held und Außenseiter, der niemanden an sich heranlassen will; sie ist das Weibchen, das ihn - egal, was er tut - dauernd anhimmelt. Natürlich entwickeln auch die beiden sich weiter und lernen neue Seiten an sich und dem anderen kennen. Aber trotzdem fand ich sie ziemlich vorhersehbar und leicht einzuschätzen. So richtige Überraschungen gab es leider keine. Das finde ich sehr schade.

Im Übrigen hat mich auch dieses extreme Angeschmachte von Maddie sehr gestört. Ok, Justin mag ja ein Traumtyp sein. Aber ich hätte es besser gefunden, wenn sie ihn nicht in fast jedem Satz so derart angehimmelt hätte. Natürlich finde ich etwas für's Herz und manchmal auch ein bisschen Schmachten klasse, aber bitte im Rahmen.

Die Geschichte selbst nimmt spannungsmäßig nur wenig Fahrt auf. Leider kommt erst ab ca. Mitte der Geschichte ein bisschen Schwung rein. Ohne Zweifel hat die Geschichte sehr gute Ansätze und ist interessant. Aber allein die Thematik ist der Grund, warum ich wissen will, wie es weitergeht. Richtige Spannungshöhepunkte gibt es nicht sehr viele. Diese haben es dafür dann aber in sich, so dass der Leser ein kleines bisschen entschädigt wird. Allerdings bleibt der Aspekt der eigentlichen Rebellion in diesem Band ein wenig eher im Hintergrund. Dass Maddie rebelliert, davon merkt der Leser zunächst nicht viel, später gibt es hiervon ein paar Ansätze.

Leider hat der Klappentext mehr versprochen als die Geschichte halten kann. Ich vergebe deshalb 3,5/5 Sternchen.