Rezension

Ein bisschen zu viel des Guten

Noch so eine Tatsache über die Welt - Brooke Davis

Noch so eine Tatsache über die Welt
von Brooke Davis

Millie Bird ist süße sieben Jahre alt, schreibt seit dem Tod ihres Hundes alle "toten Dinge" auf und interessiert sich auch sonst sehr für das Thema Tod.
Karl ist achtzig Jahre älter und trifft Millie in einem Kaufhaus, nachdem diese dort von ihrer Mutter zurückgelassen wurde. Mit seiner Angewohnheit, alles, was er sagt, zusätzlich zu tippen, ist er ebenso schräg wie die nicht viel jüngere Agatha Pantha, eine verbitterte Nachbarin von Millie.
Millie, Karl und Agatha vereint ihre Einsamkeit - sowie bald die Suche nach Millies verschwundener Mutter, während dieser die drei quer durch Australien fahren und so manch anderen schrägen Gestalten begegnen ...

Das Buch weißt neben der personalen Erzählperspektive ein paar Auffälligkeiten auf. So erfährt man von Agathas Alltag zu Beginn nur in Form einer Art Zeitstrahl ohne Strahl, indem ihre Aktivitäten der jeweiligen Uhrzeit zugeordnet sind.
Weiterhin fehlen bei der wörtlichen Rede jegliche Anführungszeichen, dafür ist sie kursiv gedruckt, was etwas gewöhnungsbedürftig war.
Die meiste Zeit über hat das Lesen durchaus Spaß gemacht und die süße Geschichte mir -  mit ein paar wenigen, dafür größeren Abstrichen - gut gefallen.
Layout und Cover kann ich ebenfalls eindeutig auf der positiven Seite vermerken.
Der fantasievolle Schreibstil hat mich zunächst ein wenig an "Was fehlt, wenn du verschwunden bist" (Lilly Lindner) erinnert, nur handelt es sich hier um einen komplexeren Wortschatz und zahlreiche Metaphern, die für meinen Geschmack zum Teil zu sehr an den Haaren herbeigezogen sind. Andere wirken durchaus gelungen, aber insgesamt wäre weniger hier deutlich mehr gewesen.
Auch stolpert man über so manchen Bandwurmsatz. Der einzige, bei dem ich nachgezählt habe, umfasst gut 20 Zeilen (S. 265). Alles in allem ist der Roman daher weniger flüssig lesbar und auf Dauer fast schon anstrengend.
Bezüglich des Inhalts muss ich sagen, dass ich nach dem Lesen der Leseprobe erwartet habe, von weiteren Einträgen in Millies "Buch der toten Dinge" sowie einer ernsthaften Suche nach Millies Mutter lesen zu können. Hier wurde ich enttäuscht - im Buch findet sich vielmehr übertriebene Tiefsinnigkeit, während die Handlung zur Nebensache verkommt, was an sich kein großes Problem wäre, doch der Autorin gelingt es nicht, mich als Leser nur mittels ihres Schreibstils und den Charakteren an die Geschichte zu fesseln.
Die Protagonisten waren mir allesamt nicht unsympathisch - Millie habe ich durchaus ins Herz geschlossen. Karl stand ich mit gemischten Gefühlen gegenüber, Agatha jedoch konnte ich aufgrund ihres häufigen Geschreis nicht sonderlich liebgewinnen.
Den Abschluss bildete dann ein mittelmäßiges Ende. Was ich nach dem Lesen der ersten Seiten für einen wesentlichen Handlungsstrang hielt, wurde nicht aufgelöst und verlief vielmehr ins Nichts, was ich sehr schade fand.

Empfehlen kann ich das Buch denjenigen, die sich an fehlender Spannung und Handlung nicht stören sowie eine Vorliebe für fantasievolle, an Stilmitteln reiche Schreibstile haben.
Vielleicht sollte man sich stattdessen auch an das australische Original heranwagen, ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass so manche kleine Unzulänglichkeit durch die Übersetzung ausgelöst wurde.