Rezension

Ein Buch, das anrühren könnte

Im Sommer wieder Fahrrad - Lea Streisand

Im Sommer wieder Fahrrad
von Lea Streisand

Bewertet mit 3 Sternen

Im Sommer, wenn sie die Chemotherapie hinter sich hat und wieder gesund ist, fährt sie wieder Fahrrad. Das hat sich Lea Streisand fest vorgenommen. In diesem Buch erzählt sie eindrucksvoll, wie sie ihre Krebserkrankung überwunden hat, diese leidvolle Zeit überstanden hat, bei der man sich fragt: Was ist denn da schlimmer, die Krankheit oder die Therapie?

Das alleine hätte ein großartiges Buch sein können. Frau Streisand erzählt locker, flockig aber auch gefühlvoll. Das Lesen macht Spaß, auch wenn das Thema schrecklich ist.
Leider konnte ich mich mit dem zweiten Handlungsstrang nicht so recht anfreunden, weil er eigentlich keiner ist. Lea erzählt vom Leben ihrer originellen Großmutter, die gemeinhin „Mütterchen“ genannt wird, Schauspielerin war und sich durch Weltkriege kämpfte. Ein Koffer mit Fotos und Briefen hilft ihr durch die schwere Zeit. Die Beschäftigung mit Mütterchens Leben lenkt ab. 

Die Idee hat einen gewissen Charme. Nur bekommt man Mütterchens Geschichte nur aus dritter Hand erzählt. Lea erzählt, was ihre schillernde Großmutter so alles erlebt hat. Mütterchen selbst kommt nur indirekt zu Wort und bleibt deshalb ein Phantom, selbst wenn man mit der Zeit viel über ihr Leben weiß. Es packt einen nicht so recht, Mütterchen war ein spannender Mensch, aber sie wird hier nicht lebendig. Lea erzählt einfach zwischendurch sehr ausführlich von ihrer Oma, was fesseln könnte, es aber nicht tut, dafür aber sehr viel Raum einnimmt.

Dieses Buch hat mir unterhaltsam alle Schrecken einer Krebserkrankung vor Augen geführt, was durchaus meinen Horizont erweitert hat. Leider wird dieser anrührende Erfahrungsbericht ein wenig durch einen eher langweiligen Nebenschauplatz erdrückt.