Rezension

Ein Buch, das Fragen aufwirft

Nachsommer - Johan Bargum

Nachsommer
von Johan Bargum

Bewertet mit 4 Sternen

Sein ganzes Leben lang wurde Olof von seinem jüngeren Bruder dominiert. Als sie sich nach Jahren am Sterbebett ihrer Mutter wiedertreffen, scheint sich nichts geändert zu haben. Obwohl inzwischen erwachsen und mitten im Leben stehend, fühlt sich Olof noch immer zurückgesetzt.

In Rückblenden erfährt man mehr über diese Familie. Auch das Verhältnis zur Mutter ist angespannt. Was ist passiert?

 

Mit diesem Buch schreibt sich Olof seinen Frust von der Seele. Er fühlt sich als Versager, schon immer und immer noch. Die Grundstimmung des Buches ist sehr traurig, was nicht nur am nahen Tod der Mutter liegt.

Der Erzählstil ist plastisch, bisweilen sehr schön, zwischendurch auch kryptisch. Oft kann man schwer zwischen Gegenwart und Vergangenheit unterscheiden, aber genau das ist wohl auch ein Teil von Olofs Problem. Die Vergangenheit lässt ihn nicht los.

Hier steht sehr viel zwischen den Zeilen. Ab und an darf man auch Schreckliches erahnen, nur Gewissheit bekommt man nie.  Hier spielt ein Autor mit Andeutungen und wirft immer mal wieder ein paar Häppchen in den Ring, die Tragisches vermuten lassen, genauso gut aber auch ganz harmlos sein können.

 

Am Ende hat man Fragen, und die dringendste ist: Was will uns der Autor damit sagen? Wollte er uns eine schwierige Familiengeschichte erzählen? Das hat er nicht getan, dazu bleibt zu viel unklar Man kann mutmaßen, vielleicht hat sich Grauenhaftes ereignet, wir werden es nie erfahren.

Wollte er uns die Zerrissenheit eines Losers zeigen? Das hat er getan, aber warum? Wenn es darum geht, möchte ich eine Weiterentwicklung miterleben und das gibt dieses Buch wieder nicht her. Höchstens die lose Ahnung eines möglichen Happy Ends, aber das fällt dann in die Kategorie: Glück gehabt, aus Fehlern gelernt hat hier niemand.

 

Dieses Buch ist fesselnd und schön erzählt. Trotzdem fehlt mir am Ende die Idee einer Botschaft. Vielleicht ist sie da irgendwo, ich kann sie nur nicht sehen.

 

 

 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 12. Februar 2018 um 09:15

Hahaha, nee, wenn du sie nicht sehen kannst, existiert sie nicht.