Rezension

Ein Buch, das man nur schwer in Worte fassen kann

Hirngespenster - Ivonne Keller

Hirngespenster
von Ivonne Keller

Bewertet mit 5 Sternen

Silvie erwacht nach einem Unfall und ist nun gefangen in ihrem eigenen Körper. Einst war sie lebenshungrig, mit Mann und zwei Kindern. Anna, ihre Schwester, die jahrelang kurz vor einem Zusammenbruch stand, ist scheinbar verschwunden. Und ihre Rivalin Sabine pflegt auf einmal Silvie
 

Meinung

„Stattdessen hänge ich meinen Erinnerungen nach und denke darüber nach, was geschehen ist, seit ich Anna das letzte Mal sah. Und wann es begann, dass sie mir zusehends entglitt.“ (S. 26)

Hirngespenster hat mich sprachlos hinterlassen und es ist wirklich schwer, das Buch in Worte zu fassen, ohne zu viel zu verraten. Deswegen werde ich nicht auf die Handlung und Geschichte an sich eingehen, sondern nur meine allgemeinen Eindrücke wiedergeben. Das, wass oben als Inhaltsangabe steht, reicht vollkommen. Der Rest wirkt nur, wenn ihr das Buch selber lest.

Der Schreibstil war schlicht, aber ergreifend und hat mich von der ersten Seite an gefangen. Das Buch ist dabei sehr abwechslungsreich. Wir haben die drei Frauen Silvie, Anna und Sabine. Die Kapitel wenden sich abwechselnd den dreien zu. Dabei sind Silvie’s Kapitel in der Ich-Perspektive erzählt, Annas und Sabines hingegen in der dritten Person. Dennoch kommt keine zu kurz. Alle sind gleich wichtig und erzählen uns jede ihre eigene Geschichte, die doch alle drei zusammen gehören und sich zum Schluss des Buchs schlüssig zusammenfügen.

Die Charaktere sind alle authentisch, mit ihren positiven und negativen Seiten. Ich fand keine der drei wirklich so richtig sympathsich, alle haben Dinge getan, die ich nicht gut heiße. Aber sie sind stark gezeichnet, als wären sie keine Romanfiguren sondern echte Menschen und ich konnte das Handeln, die Gefühle und die Gedanken von allen nachvollziehen und mich in all ihre Situationen hineinversetzen. Auch die Nebencharaktere waren alle gut gezeichnet, kein einziger war zu blass. Olga schafft es immer wieder, die doch sehr düstere und traurige Geschichte aufzulockern und brachte mich häufig zum Lachen. So hat das Buch doch einen leichten Eindruck hinterlassen.

Die Geschichte hat mich von Beginn an gefesselt. Immer wieder kamen neue Fragen auf, die ich unbedingt beantwortet haben wollte. Ich hatte einen typischen Roman erwartet und habe eine Mischung aus Roman, Krimi und Thriller bekommen. Ein Plot, der von Anfang bis Ende spannend war, immer wieder verwirrte, immer wieder Fragen aufwarf und unerwartete Wendungen brachte.

Fazit

Das Buch bekommt eine hundertprozentige Leseempfehlung von mir. Die Charaktere sind zwar nicht unbedingt alle sympathisch, aber stark und authentisch. Ich konnte mich in sie hineinversetzten. Der Schreibstil konnte mich überzeugen und die Mischungen der verschiedenen Erzählstränge- und Perspektiven sorgten für Abwechslung und machen etwas Besonders aus dieser Geschichte. Es war ein berührendes Buch, das mich zum Nachdenken brachte und immer wieder spannende Wendungen bereit hielt. Das Ende hat mich dann komplett von den Socken gehauen und wird mich noch eine Weile zum Grübeln bringen. Verdiente fünf von fünf Sternen.