Rezension

Ein Buch, das nachdenklich macht und den Leser durch seine tolle Sprache berührt

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

Die kleine Phoebe hat mit einer schwierigen Situation zu kämpfen: Ihre große Schwester April hat Magersucht, ist seit Wochen in einer Klinik, um gegen diese Krankheit anzugehen und antwortet einfach nicht auf die ganzen Briefe, die Phoebe ihr schreibt! Phoebe hat unglaublich viele Fragen: Wann wird April endlich wieder nach Hause kommen? Was für eine Krankheit hat April eigentlich genau? Und wieso antwortet April nicht auf ihre Briefe?

Auch ihre Eltern können Phoebe die ganze Situation nicht erklären und hüllen sich lieber in Schweigen, was für Phoebe alles nur noch schlimmer macht…

Dieses Buch besteht grundsätzlich aus Briefen, was aus meiner bisherigen Erfahrung eigentlich immer nicht so mein Fall war… Lilly Lindner hat es mit diesen Briefen allerdings geschafft, mich völlig in ihren Bann zu ziehen und mich an einigen Stellen auch zum Weinen zu bringen! Phoebes Briefe sind einfach so voller Zärtlichkeit, Angst um ihre Schwester, Hilflosigkeit und vor allem eins – Wortgewalt!
Gerade als Germanistik-Studentin bin ich ein Fan von sprachlich gut geschriebenen Büchern und dieses ist definitiv ein solches! Lindner schafft einen perfekten Spagat zwischen kindlicher und „wortgewaltiger Sprache“, sodass einem an nicht wenigen Stellen einfach die Luft wegbleibt! Man ist zum einen überrascht, zum anderen aber auch schockiert über die Ausdrucksfähigkeiten eines so jungen Mädchens!
In keinem anderen Buch, das ich bisher gelesen habe, hätte ich so viele tolle Zitate herausschreiben können!

Außerdem finde ich, dass die Autorin das Thema „Magersucht“ in diesem Roman sehr gut verpackt hat und besonders gut darauf eingeht, wie Kinder damit umgehen bzw. welche Fragen Kinder sich im Bezug auf diese Krankheit stellen!

Nachdem die Briefe im ersten Teil des Buches nur aus Phoebes Sicht geschrieben sind, folgen im zweiten Teil die Antworten von April, welche diese jedoch auf Bitten ihrer Mutter nie abgeschickt hat. Ich muss gestehen, dass ich es zwischendurch kaum abwarten konnte, bis endlich Aprils Antworten kommen und ich den ersten Teil in dieser Zeit etwas zu langatmig fand…

Fazit:
Ein sprachliches und thematisches Meisterwerk, das nicht nur für Jugendliche bestimmt ist, sondern definitiv auch von Erwachsenen gelesen werden sollte! :)