Rezension

Ein Buch, dass ich wahrscheinlich nie verstehen werden...

Das wirst du bereuen - Amanda Maciel

Das wirst du bereuen
von Amanda Maciel

Bewertet mit 2.5 Sternen

Inhalt:

Alle Welt denkt, dass Emma Putnam sich umgebracht hat, weil wir sie Schlampe genannt haben und nicht weil sie eine Schlampe war. Echt klasse. Sara und ihre beste Freundin Brielle müssen sich vor Gericht verantworten angeklagt, ihre Mitschülerin Emma gemobbt und in den Tod getrieben zu haben. Dabei war es doch Emma, die sich an Saras Freund Dylan rangemacht hat. Ein kleiner Denkzettel über Facebook muss da schon drin sein, finden die Freundinnen. Doch dann
verselbstständigen sich die Dinge und plötzlich ist Emma tot
Ein Roman, der einen so schnell nicht mehr loslässt ...

Cover:

Das Cover des Buches finde ich wirklich toll gestaltet. Es hat so etwas, bedrohliches, etwas mystisches, dass einem irgendwie im Gedächtnis bleibt. Dieser dunkle Hintergund, der so typisch Horrofilmmäßig aussieht. Man blickt auf diesen dunkle Hintergund, der zwar sicherlich schlicht aussehen soll, aber irgendwie hat er doch so etwas an sich, dass man gleich erwartet, leuchtende Augen so sehen oder so. Wisst ihr, was ich meine?
Und dann noch diese schnörkelige, leuchtende Schrift, die total hervorsticht. Dass wirkt einfach total gut zusammen und macht optisch wirklicht was her.
 

 

Schreibstil:

Maciels Schreibstil ist leider sehr unscheinbar. Ich meine, ihr Schreibstil lässt sich ganz gut lesen, baut eine ganz gute Atmosphäre auf, vermittelt ganz gut Emotionen…aber mehr leider nicht. Ihr Schreibstil hat nicht diese besonderen Stärken oder Schwächen und Dinge an welche man sich erinnert. Ihr Schreibstil lässt sich gut lesen, er stört einen nicht und manchmal waren auch wirklich Stellen dabei, an denen sie ein bisschen was gezeigt hat. Es gab Szene, da waren einfach schöne Beschreibungen oder Emotionen dabei, die wirklich gut geschrieben waren. Aber leider war es immer so..kurz. So als wenn sie sich nicht trauen würde, dauerhaft so schön und emotional zu schreiben, was wirklich Schade ist und meiner Meinung nach dadurch auch viele andere Dinge negativ beeinflusst hat.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist eines dieser Bücher, die man entweder liebt, nicht versteht, oder nicht leiden kann. Ich gehöre leider zu der mittleren und der hinteren Gruppe. Dieses Buch ist nämlich anders. Denn so oft das Thema Mobbing, das natürlich ungemein wichtig ist, schon in Büchern thematisiert wurde, so viele Geschichte wie es über Mobbing gibt...Ich habe noch keine gelesen, in welcher die/der Protagonist/in nicht das Opfer ist, sondern der/die Täter/in. Das ist eine Sache, die dieses Buch so schwer macht. Wie soll man eine Person verstehen, die ein anderes Mädchen so sehr seelischer fertig macht, so sehr schikaniert, dass dieses Mädchen keinen anderen Ausweg kennt, als sich das Leben zu nehmen? Wie soll ich ein Mädchen bemitleiden, das selbst kein Mitleid für ihr Mobbing-Opfer aufbringen kann?

Die Protagonisten Sara und Ich werden wohl nie Freunde werden. Ich habe sie einfach zu keiner Zeit dieses Buches sympathisch gefunden, ich konnte sie nicht verstehen und erst recht nicht lieb gewinnen. Denn nicht nur, dass Sara eine Täterin ist, ein Mädchen, dass ein anderes Mädchen in den Tod getrieben hat. Das ist nicht mal das schlimme. Denn was ich erwartet habe war…eine Geschichte über eine Täterin, die gute Gründe hat, warum sie sich so verhält, solche Gründe, dass man sie verstehen kann, auch wenn sie sicherlich etwas Falsches gemacht hat. Und das es um eine Täterin geht, die einsieht, dass Mobbing ein großer Fehler ist, dass sie einen großen Fehler begangen hat und dass sie es irgendwie versuchen muss wieder gut zu machen.

Aber dies ist kein Buch über Einsicht und Reue. Es ist ein Buch über schlechte Rechtfertigungen und eine uneinsichtige Täterin. Ein Buch über Hass und Familienprobleme. Denn so gut das Grundprinzip des Buches ist, so sehr hinkt seine Umsetzung. Das positive ist das Drumherum des Buches: Denn was Maciel wirklich schafft, ist es, dass man hautnahe dabei ist, sowohl beim Prozess, als auch beim Mobbing selbst. Abwechselnd lesen wir Kapitel aus der Zeit beim Mobbing und beim Prozess. Dadurch verfolgen wir Sara Gedanken, ihr Gründe und ihr Verhalten von damals und jetzt. Das Problem: Saras Gedanken, ihre Gründe, alles was mit dem Mobbing und ihrer Person zusammenhängt. Denn diese sind einfach…widerwärtig, anders kann ich es wirklich nicht beschreiben. Sara…Sara ist einfach eine Protagonistin, die einfach schrecklich ist. Man lernt sie gleich am Anfang des Buches unsympathisch kennen: Sara ist davon überzeugt, dass Emma es verdient hat, gemobbt zu werden, dass es okay war, dass Emma ja selber Schuld ist. Und sie ist ebenfalls wirklich der Meinung, dass Emma IHR Leben versaut hat, indem sie sich das Leben genommen hat. Ich meine, geht’s noch? Wir lesen im Laufe des Buches von all den gemeinen Streichen, die Sara und Brielle organisiert und ausgeführt haben, wir erleben, wie Emma fertig gemacht wird…und das ist zeitweise wirklich ganz schön hart. Und Sara, die, die es hautnahe miterlebt…ihr tut es zu keiner Sekunde leid. Denn nicht, dass Emma am ärmsten dran wäre, da sie keinen anderen Weg kannte, als sich zu erhängen, oder dass Emmas Eltern bemitleidenswert wären, die ihre Tochter verloren haben, nein, Emma war die böse, Sie und ihre Eltern haben Saras, Brielles und das Leben von all den anderen Mobbern zerstört. Ich versteh einfach nicht, wie Sara das wirklich glauben kann!

Was mich an diesem Buch ebenfalls so gestört hat, war, dass mir wirklich keine Figur sympathisch war, da die meisten entweder zu distanziert blieben oder einfach nur, durch die Protagonistin, einseitig betrachtet wurden.

Zum Beispiel Emma. Sie war mir nicht wirklich sympathisch, und obwohl sie mir wirklich leidtat, obwohl ich das Mobbing an ihr wirklich schlimm fand, so konnte ich sie trotzdem einfach nicht mögen. Dass mag einerseits daran liegen, dass Sara durchweg schlecht von ihr denkt. Wirklich, wenn euch über 300 Seite eine Figur immer wieder madig gemacht wird, wenn ihr kaum ein gutes Wort zu ihr hört, wie könnt ihr denn diese Figur wirklich mögen? Außerdem war Emma mir insgesamt einfach zu schwammig. Ihr Charakter war sehr undefinierbar, ihre Reaktionen manchmal kaum nachvollziehbar und insgesamt hat mir ihr ganzer Hintergrund gefehlt. Ich meine, ich weiß selbst nun am Ende des Buches nicht, was wirklich Emma häusliche Probleme waren, warum sie von so vielen Schulen geflogen ist. Mir fehlt einfach der Hintergrund der Story.

Mit Brielle, Jacob, Tyler und Dylan kam ich überhaupt nicht klar. Ein Charakter oberflächlicher, gemeiner und verabscheuungswürdiger als der andere. Ich fand zwar Maciels Versuche, den Personen gute Geschichten, tragische Momente oder Vielschichtigkeit zu verleihen, nicht schlecht, aber sie hat es einfach nicht geschafft, diese vier irgendwie authentisch oder liebenswert aussehen zu lassen. Selbst als Brielles schlimme Vergangenheit rauskam, konnte ich nicht viel Mitleid für sie aufbringen.

Mitleid war sowieso Mangelware in diesem Buch. Alle wollen Mitleid, dass Buch schreit nach meinem Mitgefühl, aber es bekommt es einfach nicht. Denn die Personen in diesem Buch verdienen kein Mitleid. Denn ich verstehe es einfach nicht. Was soll mir dieses Buch sagen? Sicher, Sara hatte Gründe, um Emma zu mobben, aber warum ist sie nur so uneinsichtig? Warum hätte das Buch nicht so verlaufen können, dass es Sara im Nachhinein leidtut und das sie ihren Frieden mit Emma macht? Wäre es vielleicht zu Klischeehaft dann?

Fazit:

Das wirst du bereuen ist anscheinend keine Message an Emma, sondern an uns Leser: Denn ich habe es wirklich bereut, dieses Buch gelesen zu haben. Das Buch hat mich einfach…einfach zur Weißglut getrieben. Ich habe die ganze Zeit versucht, Sara zu verstehen, zu sehen, warum sie denn nur so ein schrecklicher Charakter ist. Ich wollte einfach nur verstehen, was mir dieses Buch sagen möchte. Welche Botschaft soll ich aus den Seiten lesen, was soll ich daraus mitnehmen?

Ein Buch, das recht gut geschrieben ist und eine wirklich sehr vielversprechende Idee hat. Aber schreckliche Personen beheimatet. Dieses Buch bringt einen zwar zum Nachdenken, es zwingt einen dazu, sich darüber aufzuregen und sich Gedanken zu machen und ist daher sicherlich nicht ganz zu verachten. Auf jeden Fall birgt es viel Diskussionsstoff. Und vielleicht ist es gerade das, was dass Buch eigentlich gut machen sollte: Vielleicht sollte diese offenen Fragen, diese Protagonistin, die so gar nicht ist, wie man sie haben will und das ganze Buch an sich: Vielleicht sollte es genau das sein, ein Buch, dass sich nicht in eine Schublade pressen lässt, ein Buch das man nicht versteht und das einen wütend macht. Ich habe keine Ahnung. Auch nicht, wie ich dieses Buch bewerten soll.