Rezension

Ein Buch, dem man sich nicht entziehen kann

Die letzten Tage von Rabbit Hayes
von Anna McPartlin

Bewertet mit 5 Sternen

Mia Hayes, seit ihrer frühesten Kindheit Rabbit genannt, liegt im Sterben. Sie hat den Kampf gegen den heimtückischen Krebs verloren.

Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, denn ihre Mutter bringt sie in ein Hospiz, wo sie die letzten Tage ihres Lebens verbringen wird. Aber sie ist nicht allein, ihre Familie ist bei ihr und lässt sie nicht aus den Augen. Niemand will es wahrhaben, dass Rabbit sterben muss, selbst sie versucht noch immer zu kämpfen ...

Rabbit hat so gehofft, den Krebs besiegt zu haben, aber er ist wiedergekommen. Er hat im Körper gestreut, so dass an eine Heilung nicht mehr zu denken ist.

Aber sie kämpft, für ihre Familie, die es nicht wahrhaben will und für ihre Tochter, die sie alleine großgezogen hat. Sie kann und will sie nicht allein zurücklassen und sie traut sich nicht, es ihr zu sagen. Juliet ist erst 12 Jahre und steht ihrer Mutter sehr nahe. Seit vor 4 Jahren der Krebs ausgebrochen ist, ist sie ein selbstständiges Mädchen geworden, das ihre Mutter unterstützt, wann immer es geht. Sie ist sehr reif für ihr Alter.

Molly und Jack, Rabbits Eltern, sind todunglücklich, ist sie doch das jüngste von 4 Kindern. Immer war sie ein wenig ungestüm und hatte ihren eigenen Willen. Während Molly streng gläubig ist, ist Rabbit überzeugte Atheistin. Sie hat ihren eigenen Kopf und weiß diesen durchzusetzen.

Molly ist in der Familie der Fels in der Brandung. Man sieht ihr nicht an, was in ihr vorgeht. Jack hingegen hat Probleme damit, nicht bei jedem Besuch bei Rabbit in Tränen auszubrechen. 

Rabbits Eltern und Geschwister sind gemeinsam eine feste Einheit, die zu Rabbit stehen und diese in ihren letzten Tagen nicht allein lassen.

Obwohl auch diese das ein oder andere private Problem zu stemmen haben, sind sie da, wann immer Rabbit sie braucht.

Aber Rabbit ist in dem Stadium angekommen, wo sie fast den ganzen Tag vor sich hin dämmert. Immer wieder schläft sie ein und verbringt schlafend viele Stunden des Tages.

In ihren Träumen driftet sie ab in die Vergangenheit, als sie noch ein Kind war und Johnny, der Freund ihres Bruders Davey, mit dem gemeinsam er eine Band gegründet hat, in ihrem Leben eine große Rolle spielte.

Durch Rabbits Träume erfährt der Leser eine Zeit der Unbeschwertheit in Rabbits Leben und aus dem Leben der Familie. Molly und Jack waren schon immer sehr fürsorglich und immer für ihre Kinder da.

 

Nun ist die Zeit gekommen, um von einem geliebten Familienmitglied Abschied zu nehmen. 

Das Schicksal kann manchmal grausam sein. In diesem Buch wird nichts beschönigt, aber es wird auch nicht auf die Tränendrüse gedrückt. Es gibt Szenen, in denen ich sogar schmunzeln musste, aber auch welche, in der ich meine Tränen zurückhalten musste.

Sehr emotional, ergreifend, erschütternd und unglaublich mitfühlend geht die Autorin mit dem Thema Tod um. Immer ehrlich und kompromisslos begleitet sie Rabbit bis zu deren letzten Atemzug, ohne in schwülstig oder kitschig daherzukommen.

Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und sehr glaubwürdig.

Wenn es möglich wäre, ich würde diese Familie sehr gern adoptieren, mit ihrer Selbstlosigkeit und ihrem Zusammengehörigkeitsgefühl. Jeder weiß vom anderen, dass er sich auf ihn verlassen kann, sie gehen gemeinsam durch dick und dünn.

Die Themen Krebs und Tod schrecken mich normalerweise ab, Bücher darüber zu lesen, aber dieses Buch ist anders, es ist ehrlich und nimmt den Leser mit auf die Reise. Eine Reise, die man eigentlich nicht antreten möchte, der man sich aber auch nicht entziehen kann, eine Reise in den Tod.

Mich hat das Buch unglaublich berührt und nachdenklich gemacht.

Für mich war es das erste Buch der Autorin, aber mit Sicherheit nicht das letzte. Mit ihrem flüssigen und gut lesbaren Schreibstil hat sie mich überzeugt.

Es ist ein warmherziges, emotionsreiches Buch, dem man sich nicht entziehen kann. Ein Buch voller Liebe und der Sehnsucht nach Leben, dass es nachdenklich macht.

Auf alle Fälle ein Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.