Ein Buch mit Sogwirkung
Bewertet mit 5 Sternen
Wenn ich in der nächsten Zeit irgendwo einen Zug vorüberfahren sehe, in dem Menschen mich aus dem Fenster heraus unverwandt ansehen, werde ich wohl immer an diesen unkonventionellen Thriller denken müssen. Mir ist kein Buch bekannt, das auch nur annähernd eine ähnliche Ausgangsposition beschreibt.
Rachel beobachtet von ihrem Sitzplatz im Zug aus jeden Tag ein junges Paar in seinem Garten hinter dem Haus. Sie ist fast besessen von den beiden, gibt ihnen Namen (Jess und Jason) und malt sich aus, wie glücklich sie wohl sind. Denn Rachel ist es nicht. Nur wenige Häuser daneben lag einmal ihr Zuhause - bis ihr Mann sie betrog und die andere einzog. Und ein Kind von ihm bekam, was Rachel jahrelang nicht vergönnt war. Seitdem ist Rachel Alkoholikerin und zeitweise nicht ganz Herrin ihrer Sinne. Als an einem Abend, an dem Rachel sich in der Nähe der besagten Häuser aufhielt, "Jess" spurlos verschwindet und Rachel sich an den Abend nicht mehr erinnern kann, beginnt sie zu recherchieren...
Dass die Hollywood-Produktionsfirma Dreamworks sich bereits die Rechte für die Verfilmung des Thrillers gesichert hat, wundert mich nicht. Denn der Plot ist außergewöhnlich und gut erzählt. Die Geschichte entfaltet eine regelrechte Sogwirkung, obwohl es kaum Schwarz und Weiß, kaum vollumfängliche Sympathie für eine Figur gibt. Hier verknüpfen sich Thriller und Gesellschaftsroman und es stellen sich so einige Fragen. Eine davon ist: wieviel Idylle liegt wirklich in den Bildern, die wir tagtäglich als idyllisch wahrnehmen? Der Roman zeigt die Schattenseiten einer Gesellschaft, in der man sich so geben muss, wie man gesehen werden möchte - und nicht wie man wirklich ist. Es zeigt, wie viel Trügerisches hinter fast jeder Hausfassade steckt und wie die Wahrheit selbst diejenige überrascht, die sie jahrelang vor Augen hatte...
Ein rundum gelungenes Debüt der Autorin, das sicher bald auch für volle Kinosäle sorgt!