Rezension

Ein Buch über Bücher und Fluchten

Ausgeliehen
von Rebecca Makkai

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ausgeliehen ist der erste Roman von Rebecca Makkai, kein Wunder also, dass ich noch nie von der Autorin gehört hatte. Das Cover des Buches hätte mich wohl eher abgeschreckt – es ist mir zu grau, die Bücher für mich kaum als solche zu erkennen, die Farben sprechen mich nicht an. Aber ich habe das Buch schließlich nicht über das Cover kennengelernt, wie es wohl in einer Buchhandlung gewesen wäre, sondern über die Leseprobe bei vorablesen. Und die hat mich angesprochen, die hat mich neugierig gemacht. Eine etwas selbstmitleidige Hauptperson, die abstreitet, die Heldin des Buches zu sein. Ihr geschehen die Dinge, sie lässt sie geschehen. Auch, als Ian Drake, ein 10jähriger Junge, mit ihr durchbrennt – da glaubt sie, sie käme aus der Nummer nicht mehr raus, weil er behaupten wird, sie hätte ihn entführt. Die Handlung spielt großteils innerhalb von 10 Tagen, 10 Tagen mit einer Reise ohne wirkliches Ziel, auch wenn das erklärte Ziel ist, Ians Großmutter zu besuchen, obwohl Lucy nicht einmal an deren Existenz glaubt. 10 Tage, in denen Lucy, Bibliothekarin und eben doch (Anti-)Heldin der Geschichte, und Ian, ihr liebster Kunde, beide ein Stückchen erwachsener werden, beide etwas darüber lernen, dass die Erwachsenen auch nicht alles können und wissen, darüber, wer sie eigentlich sind.

Was mir gefällt: Die Sprache, die Art, in der der Roman geschrieben ist. Lucys Aufzählungen angefangen bei ihren eigenen Verfehlungen bis hin zu „Wie man sich die Zähne putzt, wenn man ein zehnjähriger Junge ist“. Gedichtähnliche Einschübe. Ich habe den Verdacht, dass einiges davon an andere Bücher oder Gedichte angelehnt ist, konnte aber wenig wirklich festmachen. Lucys Empörung über Menschen, die glauben, anderen Menschen vorschreiben zu können, wie diese leben sollen, aber auch ihre Menschlichkeit darin, dass sie merkt, dass sie ihre Ansichten auch gerne allgemeingültig hätte.

Im Vergleich dazu gibt es wenig, was mir nicht so gefallen hat: Das Buch hatte Längen. Und wie gesagt: die Titelgestaltung.

Insgesamt macht dies „Ausgeliehen“ zu einem soliden Roman, nichts, was mich wirklich gefangen genommen hat, aber doch ein Buch, an dessen Helden ich von Zeit zu Zeit denken werde. Was wohl aus Ian geworden ist??