Rezension

Ein Buch über Trauer und Hoffnung

Ein fauler Gott - Stephan Lohse

Ein fauler Gott
von Stephan Lohse

Bewertet mit 3 Sternen

Ben ist elf, als sein Bruder Jonas stirbt. Er ist jetzt alleine mit seiner Mutter Ruth, der Vater hat sie vor kurzem für eine andere Frau verlassen. Ben ist hin- und hergerissen zwischen seinem normalen Alltag als Kind, seiner Trauer um seinen Bruder und der Sorge um seine Mutter.

Der Leser begleitet in den meisten Abschnitten Ben, in einigen auch Ruth. Die Perspektive wechselt unangekündigt und plötzlich und am Anfang hatte ich einige Schwierigkeiten mich zu orientieren. Bens Trauer ist sehr gut geschildert, er beschreibt seine Gefühle, indem er Bilder verwendet, wie sich sein Körper gerade angefühlt: Wie ein Regal, das nicht in Unordnung kommen darf. Ganz gefüllt mit Wachs, das immer weiter steigt. Diese Vergleiche sind sehr passend und traurig-schön.

Ben ist trotz aller Trauer immer noch ein Kind, das spielt und seine Erfahrungen im Leben macht. Das Buch greift einzelne Episoden aus seinem Leben heraus, die dann sehr ausführlich geschildert werden. Und hier liegt für mich der größte Kritikpunkt. Einige dieser Begebenheiten sind berührend und sehr interessant, zum Beispiel Bens Treffen mit Herrn Gäbler, einem Nachbarn. Aber andere empfand ich langatmig und anstrengend zu lesen. Einmal wird ein Fußballspiel in aller Ausführlichkeit geschildert, einmal Winnetou nacherzählt. Das mag zum kindlichen Stil des Buches passen, da für Ben diese Sachen eben ganz wichtig sind. Aber ich habe mich beim Lesen leider gelangweilt.

Ruth blieb mir seltsam fremd. In sie konnte ich mich nicht richtig einfühlen. Vielleicht ist das auch so beabsichtigt, da Ben die Hauptfigur ist.

Es gibt aber auch viele schöne Abschnitte im Buch und poetische Sätze. Außerdem hat der Autor sehr gut das Kindheitsgefühl in den 70er Jahren eingefangen, da werden bei Kindern dieser Zeit sicherlich viele Erinnerungen geweckt.  Auch die Probleme und Sorgen von Teenagern sind sehr treffend geschildert, auch wenn einem als Erwachsenen diese Gedanken manchmal seltsam erscheinen.

Ich denke, dass dieses Buch sehr unterschiedlich von  verschiedenen Lesern wahrgenommen wird. Mich konnte es nicht so richtig fesseln, deswegen gebe ich „nur“ drei Sterne, möchte damit aber niemanden abschrecken.