Rezension

Ein Buch, von dem man kaum loskommt

Das Seehaus
von Kate Morton

Bewertet mit 5 Sternen

Wie schön…. Mal wieder ein Buch zum Dahinschmelzen! Naja, fast. Denn eigentlich war es so spannend, da schmilzt niemand weg ;-) Eingebettet in eine idyllische Landschaft erzählt Kate Morton einen verstrickten Krimi mit vielen Wenns und Vielleichts, mit vielen Mutmaßungen und falsch verstandener Ehrenhaftigkeit, die am Ende doch nur die halbe Wahrheit darstellen.

Als 1933 der kleine Theo aus seinem Kinderbettchen spurlos verschwindet, bricht für die Familie Edevane eine Welt zusammen. Theo wird nie gefunden und seine älteren Schwestern haben auch nach einem ganzen Leben ohne ihn noch mit den Folgen dieses Vorfalls zu kämpfen. Die Ungewissheit ist es, die sie nicht zur Ruhe kommen lässt. Die Polizistin Sadie entdeckt im Jahr 2003 während eines Besuchs bei ihrem Großvater das verwilderte Grundstück der Edevanes und geht dem Geheimnis auf den Grund.

Parallel dazu laufen noch zwei Nebenhandlungen: zunächst ist da der Fall, an dem Sadie bis vor kurzem gearbeitet hat und der einige Parallelen zu dem ungelösten Fall um den kleinen Theo aufweist. In Gedanken quasi mit zwei Vermisstenfällen beschäftigt, muss Sadie einen klaren Kopf bewahren, was sich nicht immer als einfach herausstellt. Besonders wegen Sadies eigener Geschichte, denn sie hat als Teenager ein Baby zur Adoption freigegeben. Da sich die mittlerweile 15jährige Charlotte plötzlich bei ihr gemeldet hat, ist sie gerade bei diesen beiden Fällen, in denen Kinder eine große Rolle spielen, sehr dünnhäutig.

Kate Morton hat es geschafft, die Haupt- und Nebengeschichten kunstvoll zu einem Ganzen zu verweben – und für eine dieser „typischen Familiengeschichten“ ist dieser Roman  doch sehr komplex. Das hat mir gefallen, da er dadurch an Spannung und Tempo gewonnen hat. Teilweise war  es wirklich extrem schwer, das Buch aus der Hand zu legen und die 600 Seiten vergingen wie im Flug. Ich muss dazu sagen – ich kenne die vorherigen Bücher der Autorin noch nicht, aber wenn die auch so fesselnd geschrieben sind, habe ich bisher echt was verpasst!

Natürlich gab es auch ein paar Kleinigkeiten, die mich gestört haben, so z. B. der riesige Zufall am Ende, als Theos Verschwinden aufgeklärt wird (mehr kann ich an dieser Stelle nicht verraten – wer Fragen dazu hat, kann mich gern kontaktieren). Da ist beim Happy End dann so richtig der Zuckerguss ausgekippt worden. Das war mir einfach zu viel des Guten und nicht besonders glaubwürdig. Dennoch könnte ich es nicht verantworten, diesem so fesselnden Buch „nur“ 4 Sterne zu geben. Deshalb: volle Sternchenzahl und unbedingte Schmökerempfehlung!!!