Rezension

Ein Buch was mich vom Hocker gehauen hat

Die Königin der Schatten
von Erika Johansen

Inhalt:
Neunzehn Jahre lang führte die junge Prinzessin Kelsea Glynn ein abgeschiedenes Leben in der Obhut ihrer Pflegeeltern. Nun ist der Tag gekommen, an dem sie von der Leibwache ihrer verstorbenen Mutter an den Königshof zurückeskortiert wird, um die Herrschaft über das magische Königreich Tearling anzutreten. Doch Tearling ist ein armes Land, ständig bedroht von seinem mächtigen Nachbarn Mortmesne. Um ihre Herrschaft zu sichern, schloss Kelseas Mutter einst einen verhängnisvollen Pakt. Einen Pakt, dessen Konsequenzen Kelsea nun zu spüren bekommt, denn es trachtet ihr nicht nur die Rote Königin von Mortmesne nach dem Leben, auch ihr Hofstaat, schlimmer noch, ihr eigenes Volk misstraut ihr. Nur wenn sie einen Weg zu ihrem magischen Erbe findet, kann Kelsea ihre Untertanen vor Mortmesne schützen. Falls sie lange genug auf dem Thron sitzt. Falls sie lange genug überlebt.

Meine Meinung:
Kelsea, die junge Prinzessin des Königreichs Tearling, lebte jahrelang bei ihren Pflegeeltern abgeschieden im Wald. Eines Tages steht jedoch die Königinnengarde ihrer verstorbenen Mutter vor der Tür und will Kelsea an den Königshof bringen. Dort soll sie das Erbe ihrer Mutter antreten und über Tearling regieren. Zwar wurde Kelsea neunzehn Jahre lang auf diese Aufgabe vorbereitet, dennoch gewöhnt sie sich erst langsam an die Gepflogenheiten am Hofe. Zudem ist das Königreich Tearling bitterarm und wird vom Nachbarland Mortmesne aufgrund eines vor Jahren ausgehandelten Abkommens unterdrückt. Nun ist es an Kelsea am Königshof aufzuräumen und zu entscheiden ob sich Tearling gegen Mortmesne erhebt.

Ich kam ein wenig schwer in die Geschichte hinein und muss sagen, dass mich die ersten gut 70 Seiten nicht wirklich begeistern konnten. Umso überraschter wurde ich mit jeder Seite die ich weiter las. Das Buch zog mich in seinen Bann und lies mich am Ende total begeistert und ungeduldig auf Band 2 wartend zurück. Woran lag dies?
Zum einen an dem locker eingestreuten Humor, den ich in diesem Buch nicht unbedingt erwartet habe. Zum großen Teil liegt meine Begeisterung jedoch an den toll dargestellten Charakteren.
Kelsea ist ein mutiges Mädchen, welches sich sehr schnell den Aufgaben einer Königin annimmt und für ordentlich frischen Wind sorgt. Dabei hat sie es zu Beginn nicht wirklich einfach. Gerade Kelseas Leibgarde hält sie für ein naives Dummchen aus dem Wald. Ihre Dickköpfigkeit und ihr Eigensinn helfen ihr aber dabei ihren Weg als Königin von Tearling zu gehen.
Nach anfänglichen Problemen zwischen Kelsea und Mace entscheidet sich Kelsea schließlich doch dafür, Mace zu ihrem Hauptmann der Königinnengarde zu ernennen. Und liegt mit ihrer Entscheidung vollkommen richtig. Mace ist der perfekte Anführer und Ratgeber für Kelsea. Nach kurzer Zeit steht er voll und ganz hinter ihr.
Dann wäre da noch der geheimnisvolle und undurchsichtige, aber sehr charismatische Fetch. Dieser bekämpft das Unrecht im Land Tearling schon seit längerer Zeit und sieht in Kelsea nun eine große Hoffnung auf Veränderung. Kelsea fühlt sich wie magisch zu ihm hingezogen. Jedoch weiß sie, dass sie mit ihrem sehr durchschnittlichen Aussehen und ein paar Pfunden zu viel keine wirkliche Chance bei ihm hat. Dies war ein interessanter und erfrischender Punkt. Endlich ist eine Hauptprotagonistin mal nicht die strahlende Schönheit des ganzen Landes und hat sogar noch ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Sympathisch wurde mir Kelsea dadurch, dass sie genau damit so ihre Probleme hat und schon etwas an sich verändern möchte.

Neben den Gedankengängen von Kelsea werden wir in kurzen Abschnitten auch in die Sichtweisen der roten Königin von Mortmesne, Kelseas Onkel (dem ehemaligen Regenten Tearlings), dem Fetch und noch ein paar weiteren Nebenfiguren eingebunden. Vor allen Dingen die Gedankengänge der roten Königin fand ich sehr interessant. Es wird schnell deutlich, dass diese sich nicht gänzlich sicher fühlt und die nötige Portion Respekt vor Kelsea hat.
Wie oben bereits erwähnt, gibt es auch humorvolle Augenblicke im Buch. Dies liegt vor allen Dingen an den Wortgefechten zwischen Mace und Kelsea, die die Geschichte wunderbar auflockern.

Dachte ich lange Zeit, dass ich hier ein High-Fantasybuch lese, musste ich ab einem gewissen Punkt feststellen, dass es sich hierbei auch um eine Dystopie handelt. Ich fand diese Entwicklung zwar durchaus interessant, wäre aber auch mit einem reinen Fantasybuch zufrieden gewesen.
Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich die Detailverliebtheit der Autorin. Manche Darstellungen und Szenen werden doch sehr intensiv beschrieben oder erklärt. Man sollte sich zudem bewusst sein, dass es in diesem Buch hauptsächlich um Kelseas Machtübernahme geht und spannende Schlachten und Kämpfe daher nur sehr rar gestreut sind.

Leider hatte ich irgendwann das Ende des Buches erreicht. Was mich ein wenig gefrustet zurück ließ. Wie sehr habe ich mir gewünscht, dass ich sofort Band 2 lesen könnte. Zwar endet die Geschichte ohne allzu fiesen Cliffhanger, dennoch bleiben einige Fragen offen, die mich brennend interessieren.

Fazit:
Normalerweise bin ich kein Freund von Lobeshymnen anderer Autoren (oder Stars) auf Bücher. In diesem Fall jedoch kann ich Emma Watson (die total von diesem Buch begeistert war) voll und ganz zustimmen! Das Buch konnte mich nach ein paar kleineren Anfangsschwierigkeiten gefangen nehmen. Ich tauchte in eine Welt voller Machtkämpfe, Intrigen und Zukunftsängsten ein. Ich erlebte Kelseas steinigen Weg zu einer halbwegs angesehenen Königin, schmunzelte über ihre liebenswerten Wortgefechte mit ihrem Hauptmann und litt mit ihr, wenn die Bürde einer Königin sie wieder zu erdrücken drohte. Auch nach der letzten Seite tauchte ich nur langsam wieder aus der Welt von Tearling auf. Das Buch hätte gut und gerne noch 100 Seiten länger sein können oder noch besser, Band 2 wäre bereits auf Deutsch erschienen. Von mir gibt es 5 von 5 Hörnchen.