Rezension

Ein Buch, was zum Nachdenken anregt...

Wir waren doch so jung - Jennifer Riemek, Michael Kuhn

Wir waren doch so jung
von Jennifer Riemek Michael Kuhn

Bewertet mit 4 Sternen

Jakob und Annie sind Juden in Aachen in der Zeit des Nationalsozialismus. Jedem, der sich mal ansatzweise mit dem Thema beschäftigt hat, weiss, welchen Anfeindungen Juden in diese Zeit ausgesetzt waren und wie hart in der Öffentlichkeit mit ihnen umgegangen wurde. Da war das Tragen des "Judenssterns" noch das Harmloseste. Der Judenstern findet sich auch auf dem sonst schlichten Cover des Buches wider, sonst ist der Cover eher grau gehalten. Die alter deutsche Schrift, die für den Titel genutzt wurde, hebt sich von sonstigen Covern ab, macht das Cover aber interessant.
Jakob ist gerade 14 Jahre alt und erlebt immer wieder, sie mit Juden und auch mit ihm umgegangen wird, weil er eben Jude ist. Dieser Art der Repressalien verkraftet er nur schön, nur die Liebe zu Annie und eine alte Goldmünze seines Opa helfen ihm, die Zeit, die jahrelang mit Schikanen und Verspottung andauernd wird, zu überstehen...
Mit Jakob und Annie schaffen Kuhn und Riemek zwei starke Charaktere, die man sofort ins Herz schliesst, weil sie einfach Opfer ihrer Zeit sind, doch sie finden sie mit der Opferrolle nicht einfach so ab. Das macht sie zu sehr starken Menschen in einer für Deutschland unrühmlichen Zeit. 
Natürlich muss man sagen, dass das Thema Holocaust in Bücher nichts neues ist, aber gerade die Verbindung zwischen der fiktiven Geschichte, die gar nicht so sehr von den realen Grundlagen abweicht, gekoppelt mit dem Beleg der historischen Fakten macht es schon zu etwas besonderem. 
Die Art, wie die Geschichte durch die Autoren Kuhn und Riemek erzählt werden, ist sehr feinfühlig und macht das Grausame, was in der Zeit besonders gegen die Juden gerichtet wurde, begreifbarer und für den Leser entwickelt sich eine neue Art von Verbundenheit mit Jakob und Annie. Man spürt richtig, dass die Autoren eben nicht nur eine einfache Geschichte schreiben wollten, sie haben ein Buch geschrieben, was nicht nur die Fakten sondern auch durch das Herzblut der Autoren überzeugt.
Die Handlung des Buches basiert auf wahren Gegebenheiten, welche im Buch immer wieder belegt werden und so die Geschichte zweier Aachener Familien zwischen 1934 - 1945 erzählt, die einfach geprägt durch die Zeit und durch die Umgebung werden und dabei selber nicht viel dagegen tun können, was mit ihnen gemacht wurde. 
Besonders an den Buch ist, dass die Aussagen der Zeitzeugen im Anhang wirklich nochmal durch die Autoren belegt werden und sogar Kurzbiografien der Zeitzeugen im Anhang niedergeschrieben sind, wodurch die Authentizität des Buches nochmal gewaltig gewinnt. 

Fazit:
Die Geschichte rund um Jakob und Annie und deren Familien wird von Michael Kuhn und Jennifer Riemek mit viel Feingefühl erzählt, trotzdem bekommt man beim Lesen leichte Beklemmungen, da alleine das allgemeine Wissen über das Leben der Juden in der Zeit unter den Nationalsozialisten gepaart mit der Geschichte, die auf Zeitzeugenaussagen und Dokumenten basiert, ein konkretes Bild des Lebens der Beiden gibt. Durch das Belegen der Geschichte durch Zeitzeugen und Dokumente wird die Geschichte noch tiefgreifender und berührt den Leser anders als eine fiktive Geschichte.