Rezension

Ein Buch welches gefiel & doch nicht einnehmend war

Die Akimuden - Viktor Jerofejew

Die Akimuden
von Viktor Jerofejew

Wie das gehen kann? Ja, das frage ich mich selbst auch! So etwas hatte ich in dieser Form noch nie: Die Geschichte gefällt, die Charaktere skurril, die Konversationen sarkastisch & humorvoll und doch knabberte ich mich regelrecht durch die Seiten …

Wie immer begann es mit einer falschen Erwartung bedingt durch den Klappentext ~ kein neues Phänomen & doch immer wieder ärgerlich. Sei es drum, denn die Charaktere überzeugten und auch die Geschichte war wunderbar skizziert.

Gerade noch mit dem alltäglichen Meinungswechsel Russlands beschäftigt, befindet sich das Land überrannt von wiederauferstandene Toten ~ den Akimuden. Wer sie sind, woher sie kommen & was sie wollen bleibt ein Rätsel. Gut oder Böse? Welche Absichten stecken hinter ihrem Vorhaben Russland an die Weltmacht zu führen?
Zwischen skurrilen Charakteren, großen Namen (Dante, Stalin & Co.) und der offensiven, sowie unterschwelligen Revolution ,erlebt der Leser eine wahre Odyssee der Geschehnisse, Fragen des Seins & der Existenz.
„[…] Aber noch nie hat jemand die Frage beantwortet, ob die Angst Teil des Lebens ist oder das Leben Teil der Angst.„ [S. 440]
Oder aber auch viel subtiler, wie bspw. ein Gespräch unter Frauen, welche Schamhaarfrisur zur Zeit im Trend liegt.
 Tiefgehend und oberflächlich lachend führt der Autor uns in die Welt Russlands, die Auseinandersetzung mit einem anderen Volk & wie das Land damit umgeht.

Das größte Hindernis oder vielmehr mein Hindernis waren die Namen! So viele und einige Protagonisten sogar mit mehreren! Eigentlich hätte ich einen Stammbaum zeichnen sollen. Aber auch hier fand ich mich hinein. Die Hauptfiguren stechen klar heraus, doch die Vielzahl der mal kurz oder länger dagebliebenen Nebencharaktere könnte dem einen oder anderen Leser wirklich zu viel werden.

Wunderbar lachend begrüßte mich dieses Buch:
„So ist es immer in Moskau. Man betritt eine Sparkasse im Oktober, wartet in der Schlange, bis man an der Reihe ist, und – hast du nicht gesehen – man verlässt sie im Dezember. Moskau ist eine Stadt mit Launen.“ [S. 12]

Was bitte dann mein Problem war? Ich denke in erster Linie ist es mein festgefahrenes Genre-lesen, da ich die letzten Jahre vorwiegend Krimis & Thriller gelesen habe, kaum über den Buchrand schaute, muss ich mich erst wieder auf das „Wohin führt diese ganze Geschichte eigentlich?“ erst wieder einlassen.
 Ebenso ist der Schreibstil von Jerofejew ungewohnt, springend.
 Die Kapitel sind von kurz bis lang vertreten, ebenso die Darstellung der verschiedenen Szenen. Ein Gemisch aus langen Texten, einzig die Konversationen & einem Mix aus Beidem. Keine klare Linie. Dies gehört nicht unbedingt zu meinen Kritikpunkten, hier jedoch war es für mich persönlich eher störend im Lesefluss.

Und so bleibt mir im Ganzen nur zu schreiben, das mir die Idee der Geschichte und der Humor sehr gut gefiel, die Umsetzung für den Lesefluss aber stellenweise stolpernd war.

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