Rezension

Ein Buch wie Zitroneneis

Ein Sommer wie Limoneneis - Marie Matisek

Ein Sommer wie Limoneneis
von Marie Matisek

Der Biss in eine Zitrone weckt in uns ganz unterschiedliche Emotionen. Als erstes spüren wir den sauren Geschmack und es ziehen sich alle Muskeln im Gesicht zusammen. Gleichzeitig ist es aber auch ein Erlebnis voll Frische und ein Hauch von Sommer. Gepaart mit den richtigen Zutaten, kann die Zitrone aber auch zum himmlischen Dessert werden.
So vielfältig wie den Genuss einer Zitrone ist auch mit einem Schlag das Leben von Marco Pantanella geworden.
Als erfolgreicher Immobilienanwalt in München kennt Marco nur seine Arbeit. Als seine Frau Angelika ihn um die Scheidung bittet und er gleichzeitig ein Burnout erleidet, wird Marco gezwungen, sich mit seiner gegenwärtigen Lebenssituation auseinander zu setzen. Um etwas klarer zu sehen, fährt er auf die Zitronenplantage seines Vaters nach Amalfi. Hier holen ihn die Erinnerungen an seine Jugend wieder ein. Aber auch die Nachfolgefrage der Familienplantage will geklärt werden. Und dann gibt es da noch Lisabetta, Marcos große Jugendliebe.

Noch bevor ich überhaupt angefangen habe das Buch zu lesen, hatte es mich bereits gefesselt. Ein wunderschönes Cover mit leuchtend gelben Zitronen stimmt sofort auf einen leichten Sommerroman ein. Auf der Innenseite des Umschlages befindet sich ein Rezept für Zitronensorbet, dass einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Jedes Kapitel ist mit kleinen Blütenzeichnungen verschönert. Optisch wurde hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet.

Aber auch inhaltlich hat das Buch viel zu bieten. "Ein Sommer wie Limoneneis" ist nicht nur einfach eine seichte Sommerromanze. Selbstverständlich versetzt uns die Autorin Marie Matisek wunderbar in ein italienisches Urlaubsparadies, wo auch einige Klischees wie Pasta oder Urlaubsflirts nicht fehlen dürfen. Und trotzdem hat Marcos Geschichte einen Tiefgang, den man nicht unbedingt erwartet hätte. Marco steht vor der schwierigen Entscheidung, wie es nach seinem Burnout weiter gehen soll. Er muss erkennen, dass er durch die Arbeit, die sein Leben zu 100% bestimmte, vieles verpasst hat. Vor allem das Zusammensein mit seinen Kindern Sabrina und Luis. Auch das nicht immer leichte Verhältnis zwischen Marco und seinem Vater und den Erwartungen die der jeweils eine an den anderen stellt, spielen eine Rolle. Was ist wichtig im Leben? Arbeit und Geldverdienen oder auch einmal das Leben genießen und einfach nur mit Familie und Freunden glücklich sein?

Marie Matisek führt uns mit einer leichten und erfrischenden Schreibweise durch das Buch, die den Leser von Anfang an in die Geschichte hinein zieht. Die Personen sind klar gezeichnet und jeder hat so seinen kleinen Spleen der ihn oder sie sympathisch werden lässt.
Auch Marco macht eine interessante Veränderung im Laufe der Handlung durch.

Mit 300 Seiten ist "Ein Sommer wie Limoneneis" nicht allzu dick, also eine wunderbare Urlaubslektüre. Die Geschichte ist locker und erfrischend, nicht ohne aber auch die bitteren Seiten des Lebens zu vergessen - genau wie der Geschmack einer Zitrone. Das gibt dem Buch Tiefgang und regt durchaus zum Nachdenken an.