Rezension

Ein Buch zum Liebhaben

Das Buch, das niemand las - Cornelia Funke

Das Buch, das niemand las
von Cornelia Funke

Bewertet mit 5 Sternen

»In der Bibliothek, in der Morry lebte, gab es viele solcher Bücher. Morry war gerade erst fünf Jahre alt. Das ist für ein Buch SEHR jung. Aber Morry fand, dass fünf Jahre eine furchtbar lange Zeit war, nur um in einem Regal zu stehen.«

Morry weiß genau, was er sich wünscht. Hände, die ihn öffnen und Augen, die ihn lesen. Von seinem Platz im Bücherregal aus scheint die Erfüllung dieses Wunsches aber noch in ferner Zukunft zu liegen. Morry wagt sich bis an die Kante des Regals vor und stürzt auch schon bald in die Tiefe. Das Abenteuer beginnt! Wird es Morry gelingen, einen Leser zu finden?

 

Schon mehrere Bücher von Cornelia Funke habe ich mit Begeisterung verschlungen. Als ich dieses entdeckte, war mir klar, dass ich es lesen muss! Wobei es hier natürlich nur kurze Texte gibt, dafür aber viele tolle, phantasievolle und farbenprächtige Illustrationen.

 

Ein Buch, das verzweifelt einen Leser sucht – diese Handlung geht jedem Bücherfreund ans Herz! Kleine Leser werden sicher besonders viel Mitgefühl mit dem kleinen Buch haben, das sich zwischen den vielen großen Büchern im Regal so schrecklich langweilt und das sich von ihnen eine Lebensweisheit und Ermahnung nach der anderen anhören muss.

 

Die Bücher sind herrlich gezeichnet, ihre Gesichtsausdrücke einfach großartig! Man blickt einem Buch ins Gesicht und erkennt seine Stimmung, erahnt seinen Charakter. Großen Lesern wird sicher schnell eine bemerkenswerte Ähnlichkeit der Bücher mit ihren Autoren auffallen. Im Regal stehen unter anderem Werke von Victor Hugo, Nietzsche, Jane Austen und Alexandre Dumas, letzteres sogar mit Degen ;-) Herrlich! Selbst charakteristische Gesichtsausdrücke finden sich wieder!

 

Das Buch ist perfekt zum Vorlesen, die kurzen Texte machen es aber auch Leseanfängern leicht. Auf den Bildern gibt es so viel zu entdecken, die Handlung macht einfach Spaß und wer vorher noch nicht überzeugt war, dass Bücher lebende Geschöpfe sind, der hat nach dem Lesen sicher eine andere Meinung.

 

Auf der ersten Seite las ich: »Bitte schreib deinen Namen in dies Buch und lies es, bis die Seiten sich lösen und du sie festkleben musst. Hinterlass deine Fingerabdrücke, drück einen Kuss aufs Papier und fülle dieses Buch mit Leben und Erinnerungen, denn nichts wünscht es sich mehr!« Mmh, das mit den Fingerabdrücken kostet mich Überwindung. Aber meinen Namen habe ich gleich hineingeschrieben. Wenn es schließlich dem Buch so viel bedeutet…

 

Fazit: Dieses Buch muss man liebhaben! Ich glaube, ich lese es gleich noch einmal…

Kommentare

Brontë kommentierte am 19. Januar 2019 um 16:08

"Das Buch, das niemand las" ist kein typisches Kinderbilderbuch. 

Meiner Meinung nach eher ein Bilderbuch für Erwachsene. Die Anspielungen auf klassische Schriftsteller versteht kein Kind. Fûr sie sind es einfach Vornamen. Die Geschichte an sich verstehen Kinder sicherlich. Ich denke trotzdem, dass diese Hommage an das Buch selbst ein Buch  für Liebhaber von Bilderbüchern ist.