Rezension

Ein Buch zum Nachdenken für Teenager

Hundert Stunden Nacht - Anna Woltz

Hundert Stunden Nacht
von Anna Woltz

Bewertet mit 4 Sternen

Anna Woltz erzählt in „Hundert Stunden Nacht“ die Geschichte der vierzehnjährigen Emilia, die aus ihrer Heimat, den Niederlanden, in die USA flieht. Sie versucht so den bösen Stimmen aus dem Internet zu entfliehen, die drohen, sie aufgrund eines unverzeihlichen Vergehen von ihrem Vater umzubringen. Ganz allein kommt das Mädchen in der riesigen Metropole New York an und muss sich dort zurechtfinden, allein mit der entwendeten Kreditkarte ihres Vaters.

Schnell wird Emilia klar, dass es nicht so einfach ist, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ihr Apartment, welches sie im Internet gefunden hatte, gibt es nicht und sie steht vor der Tür eines wildfremden Jungen namens Seth. Ohne Unterkunft sieht sie ihrer ersten Nacht in der Stadt entgegen. Auf den Straßen New Yorks lernt sie den verletzten Jim kennen. Ebenfalls ein Teenager, der von Zuhause ausgerissen ist. Aufgrund seiner Verletzung fühlt sich Emilia für ihn verantwortlich und folgt ihm in sein Apartment. Am nächsten Morgen zieht sie auf der Suche nach Essen los und begegnet Seth wieder, der sich plötzlich um sie sorgt. Seth und seine Schwester Abby entscheiden, Emilia bei sich aufzunehmen. Nicht ohne Grund, denn schon in wenigen Stunden zieht ein schweres Unwetter über New York auf. Auch Jim, welcher dringend Medikamente und eine ärztliche Behandlung braucht, findet bei ihnen Unterschlupf. Durch den Sturm und den damit einhergegangenen Stromausfall, der weite Teile von New York umfasst, stehen die vier Teenager einer großen Herausforderung gegenüber. Sie müssen ohne Strom und ohne Handyempfang auskommen. Ein riesiger Schock. Im Laufe der Zeit wachsen die Vier stärker zusammen und stellen sich ihren Ängsten. Sie lernen Zusammenhalt und stützen sich gegenseitig. Dieses Jugendbuch zeigt dem Leser, wie abhängig wir heutzutage von Strom und Social Media sind. Anna Woltz wählt als Protagonisten ausschließlich Jugendliche aus. Jedoch, entgegen meiner Erwartungen, trägt die Autorin so die Problematiken der modernen Welt dennoch gut an den Leser heran. Die Protagonisten haben jeder für sich eine Hintergrundgeschichte, die im Laufe der Handlung ihren Charakter erklärt und ihr Verhalten begründet. Anna Woltz thematisiert auch das Cybermobbing-Problem. Durch die im Internet herrschende Anonymität gehen viele Menschen über ihre Grenzen hinaus und stoßen Drohungen und Beleidigungen aus, die im wirklichen Leben nicht fallen würden. Die Autorin beschäftigt sich auch mit vielen weiteren Problemen, die das Leben in der heutigen Zeit mit sich bringt. Allgegenwärtig sind Geldprobleme und psychische Krankheiten.

Insgesamt ist Anna Woltzs Schreibstil authentisch und passt gut zu der Hauptprotagonistin Emilia. Der Fokus des Buches liegt auf Freundschaft, Vetrauen und dem Umgang mit typischen Problemen der heutigen Gesellschaft. Aufgrund der Wahl der Protagonisten und des sehr jugendlichen Schreibstils würde ich das Buch eher Teenagern ans Herz legen.

[Gastrezension von Alina auf Selection Books]