Rezension

Ein Cyberkrimi mit einem spannenden Thema, aber einigen Schwächen

Christine Bernard. Der unsichtbare Feind - Michael E. Vieten

Christine Bernard. Der unsichtbare Feind
von Michael E. Vieten

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt: Das Leben der jungen Trierer Kommissarin Christine Bernhard wird von hinterhältigen Cyberattacken bedroht. Doch wer steckt dahinter? Terroristen oder ein Geheimdienst? Oder jemand ganz anderes? Christine Bernhard erhält Personenschutz und plötzlich zieht das Landeskriminalamt die Ermittelungen an sich und sperrt ihre Ermittlungsakte. Und dann verschwinden auch noch Beweismittel und Computerspezialisten werden abgezogen. Christine Bernhard kann niemandem mehr trauen bei diesem scheinbar übermächtigen Gegner und dann überschlagen sich die Ereignisse…

 

 

Der Story-Stapel

Erster Satz: „Schwer drückten die tief hängenden dunkelgrauen Wolken auf die Stadt.“

Die Geschichte beginnt direkt spannend mit Einblicke in die Arbeit von Kommissarin Bernhard. Kleine Zwischenfälle deuten bereits auf den Verlauf der Geschichte hin und dennoch bleibt man als Leser bis zum Schluss unsicher, wer hier „der unsichtbare Feind“ ist. Schon bald nimmt die Story an Fahrt auf und wird durch die Anschläge auf Christine intensiviert. Wo auch die erste Verfolgungsjagd noch ihren Reiz hat, wurde mir dies aber zu häufig genutzt und man hatte das Gefühl, dass Christine in dem Buch sehr viel gerannt ist, ohne wirklich ans Ziel zu kommen. Das betrifft dann auch den Spannungsbogen, der zum Ende hin etwas abflacht und die Geschichte zu oberflächlich zurücklässt.

 

 

Der Charakter-Stapel

Christine war mir unsympathisch. Ihr Art wirkte auf mich sehr stur und starr, sie guckt nur auf sich und handelt in meinen Augen zu egoistisch. Hinzu kam die ständige Betonung auf ihr Äußeres, so dass sie auf mich oberflächlich wirkte, da sie oft nur auf das Äußerte reduziert wurde und andere reduzierte.

Überhaupt zeichnen sich die Charaktere eher durch Klischees und Schubkasten aus. Typische Machos, die Frauen als dumm ansehen und nur auf das äußerliche reduzieren, werden verstärkt durch unnötige Details, die immer wieder die Frauen auf das Körperliche minimieren, ohne das es für die Geschichte notwendig war. Der Täter wirkte hier noch am interessantesten, da er aus den Schubladen ausbricht und doch blieb derjenige eher blass, da man als Leser zu wenig über ihn erfährt.

 

 

Der Stil-Stapel

Die Sätze sind kurz und teilweise abgehackt. Es wird gekonnt Fachwissen gestreut, ohne, dass man als Leser bei den IT-Infos komplett geflutet wird. Es liest sich dahingehend also flüssig und die Seiten verfliegen. Worüber ich jedoch viel mehr gestolpert bin, waren die ständigen Betonungen, dass die Kommissarin sehr hübsch ist – diese Darstellung bzw. Reduzierung auf das Äußere war für mich in dem Buch nicht relevant, hat aber trotzdem viele Worte eingenommen.

 

 

Der Kritik-Stapel

Die Geschichte ist sehr spannend und rasant, verliert sich aber im Verlauf in sich selbst. Es hätte aus der Grundidee noch viel gemacht werden können, stattdessen erlebt man Verfolgungsjagden und wie aus dem nichts klärt sich alles in Wohlgefallen auf.

Ein Frauenbild, dass mir die Haare zu Berge stehen lässt ist von meiner Seite der größte Kritikpunkt, die wiederholenden Betonungen auf das hübsche Äußere der Kommissarin haben mich irgendwann nur noch die Augen verdrehen lassen.

 

 

 

Auf den Lesen-Stapel?

Ja, man kann das Buch auf jeden Fall  lesen. Besonders, wer sich für Thriller jenseits von Mord und Totschlag interessiert, findet ein interessantes Buch zum Thema Cyberkriminalität. Leider gibt es auch einige Punkte, über die man hinweglesen muss, etwa ein seltsam altertümliches Frauenbild und eine Kommissarin, die jeden Actionfilm farblos wirken lässt, wenn man bedenkt, wie sie ohne größere Blessuren alles übersteht. Es gibt von mir 3 1/2 Sterne für ein Buch, das von der Thematik unglaublich wichtig ist, das in der Umsetzung aber noch Luft nach oben hat.