Rezension

Ein Debut, das verzaubert und Großes der Autorin erwarten lässt!

Der Freund der Toten - Jess Kidd

Der Freund der Toten
von Jess Kidd

Bewertet mit 4 Sternen

„Der Freund der Toten“ ist ein 2017 herausgegebener Spannungsroman aus dem Dumont Verlag, der eine poetische Schreibweise, fantastische Elemente und Krimiaspekte vereint. Mittlerweile hat sich der Dumont Verlag zu einem meiner Favoriten gemausert, weil er erfahrungsgemäß ein Händchen für besondere Literatur hat. Nachdem mich die Leseprobe bereits unglaublich begeisterte, fieberte ich auf dieses Buch hin. Und auch wenn es kleine Schwächen aufweist, hat es mich insgesamt überhaupt nicht enttäuscht.

 

Da dieses übrigens der Debut Roman der englischen Autorin ist (und sie derzeit an einem weiteren Werk arbeitet), erwarte ich Großes!

 

Aber worum geht es überhaupt?

Mahony, ein 26-jähriger, sehr charmanter Waisen“junge“ muss erfahren, dass seine Vergangenheit, von der er selbst kaum etwas weiß, von Dramatik geprägt war. Anscheinend hat seine Mutter ihn doch nicht einfach abgeschoben, sondern ein dramatisches Ende genommen. Und das verschlafene irische Nest, Mahonys Geburtsort Mulderrig, scheint sich schützend vor eine grausame Wahrheit zu stellen und den in eigener Sache ermittelnden Jungen dringend loswerden zu wollen. Doch die Toten sprechen ihre eigene Sprache und scheinen ihrerseits Pläne zu schmieden…

 

Obwohl Mahony den Großteil des Dorfes mit seinem Charme umgarnen kann, muss er sich ständig neuen Anforderungen und Anschlägen stellen, was die Geschichte permanent spannend macht. Zumal man natürlich auch nicht weiß, wem überhaupt zu trauen ist.

Das Konstrukt ist ja kein neues, weder in der Literatur, noch in Filmen; Ermittler oder anderer Protagonist kommt in ein Dorf, um Fall xy zu lösen, wird von der Dorfgemeinschaft im besten Fall abgelehnt und muss in ein Morast des Schweigens abtauchen. Abgesehen davon, dass ich dieses Konstrukt wahnsinnig gerne mag (man lese nur bspw. den überaus gelungenen Kriminalroman „Broadchurch“!), ist die Geschichte von Jess Kidd aber zudem noch originell und von einem permanenten Mystiknebel eingehüllt.

 

Ich möchte noch mal ganz besonders auf den wunderschönen, poetischen und märchenhaften Schreibstil der Autorin hinweisen, der den Roman allein zu etwas sehr besonderem macht.

Es gibt aber noch weitere Besonderheiten, wie zum Beispiel die Tatsache, dass Mahony ständig von Toten umgeben ist und mit ihnen interagieren kann.

Teilweise fand ich das Zwischenspiel von Protagonist und den Toten etwas löchrig (auf ihre Plausibilität bezogen), aber darüber habe ich versucht hinwegzusehen (à Debut!)

 

Eine weitere Besonderheit ist die liebenswerte, aber doch ziemlich verschrobene Mrs Cauley, die Mahony in seinem Anliegen, die Wahrheit aufzudecken, unterstützt. Die alte Dame ist nicht gerade jemand, den man als umgänglich bezeichnen würde und hat zudem ziemlich eigene Ermittlungsmethoden. Sie hat der Geschichte sehr viel Witz und noch mehr Charme verliehen, irgendwie hatte sie doch auch Grundzüge von einer sehr bissigen Miss Marple.

 

Alles in Allem habe ich das Debut der Autorin unglaublich genossen, mich auf der ersten Seite in ihren Schreibstil verliebt und beschlossen, dass ihr nächstes Buch sofort bei mir einziehen wird. Leseempfehlung!