Rezension

Ein dramatisches Märchen

Der Traum ein Leben - Franz Grillparzer

Der Traum ein Leben
von Franz Grillparzer

Bewertet mit 4 Sternen

Franz Grillparzer, österreichischer Dramatiker und hier in Deutschland zu Unrecht ein wenig in Vergessenheit geraten. "Der Traum ein Leben" ist eines seiner bekannteren Werke. Grillparzer war Verehrer der spanischen Dramatiker, Pedro Calderon de la Barcas Werk "Das Leben ein Traum" ist der Titel nachempfunden. Dort wird ein Thronfolger vom König unter Drogen gesetzt und darf probeherrschen. Als es misslingt, teilt man ihm mit, er hätte nur geträumt.

Hier nun möchte der junge Jäger Rustan, verführt durch die schmeichelnden Worte seines Sklaven Zanga, aus der dörflichen Enge ausbrechen und in die weite Welt hinausziehen, um Ruhm und Ehre zu suchen. Als es weder seiner Verlobten Mirza noch seinem Onkel Massud gelingt, ihn umzustimmen, bitten sie um eine weitere Nacht in ihrem Hause. Und diese Nacht hat es in sich: Rustan träumt sehr intensiv von der Zukunft, die schlußendlich so ruhm- und ehrvoll gar nicht ist. Am nächsten Morgen ist er heilfroh nur geträumt zu haben, lässt Zanga allein ziehen und bleibt glücklich im vertrauten Umfeld.

Was sich so simpel zusammenfassen lässt, ist eigentlich ein sehr farbenprächtiges Schauspiel mit Schlangen, Prinzessinnen, Kämpfen und viel orientalischem Klimbim, ein rechtes Märchen eben. Jedoch geschrieben in der Zeit des Biedermeier, daher endend mit der Besinnung auf Bescheidenheit und häusliches Glück. Die ganze pralle, lebensvolle Welt ist gefährlich, so scheint es. Sicherheit gewährt nur der heimische Herd.

Bis zu dieser Erkenntnis allerdings schwelgt Grillparzer in Abenteuern, in bunten Kostümen und Settings, in märchenhafter Pracht. Verführerisch ist seine "große, weite Welt" allemal, der Fall ist umso tiefer, als Rustan erkennt, dass auch diese Pracht ihre Tücken hat.

"Der Traum ein Leben" würde ich zu gern auf einer Bühne erleben. Und zwar in einer angemessen opulenten Inszenierung.  Angestaubt ist dieses Märchen noch lange nicht, auch wenn die Uraufführung schon 1834 stattfand. Und den biedermeierlichen Hintersinn kann man getrost auf die heutige Medienwelt übertragen. Da ist auch nicht alles Gold, was glänzt und die Qualität findet sich häufig in der Nische und nicht auf freiem Feld.