Rezension

Ein durchschnittlicher Liebesroman

Liebe findet uns - J. P. Monninger

Liebe findet uns
von J. P. Monninger

Bewertet mit 2 Sternen

J. P. Monningers 'Liebe finder uns' verspricht dank Design und Klappentext viel: Ein bewegender Liebesroman von einem preisgekrönten Anglistik-Professor. Ein altes Tagebuch, das einen jungen Mann quer durch Europa führt und eine verzweifelte Suche nach der großen Liebe. Leider kann der Inhalt nicht abliefern.

Überrascht war ich schon, dass ich von dem ‚preisgekrönten Anglistik-Professor’ noch nie gehört hatte, aber trotzdem waren meine Erwartungen hoch. Zu hoch, wie sich zeigte. J.P. Monninger hat in seiner bisherigen Schriftstellerkarriere Bücher sowohl für Erwachsene als auch Jugendliche geschrieben. Sofern man ihn (auf der Homepage seines Arbeitgebers, nicht bei Wikipedia o. ä.) gefunden hat, stellt man fest, der Preis, der wohl am bemerkenswertesten ist, ist der, der ihn als Friedenscorps-Autor auszeichnet. Nun gut. Dass es beim Friedenscorps auch Auszeichnungen für ‚nebenberufliches’ gibt, wusste ich nicht – ich dachte, da stehen andere Dinge im Vordergrund. Wie groß da die Konkurrenz war, kann ich ebenfalls nicht abschätzen, vermute aber, dass der Preis nicht unbedingt vergleichbar mit dem Booker Prize ist. ‚Liebe findet uns’ ist auch das erste Buch des Autors, das in Deutschland erschienen ist.

 Zum Inhalt: Im Zug nach Amsterdam lernen sich ein junger Amerikaner und eine junge Amerikanerin kennen. Heather macht nach dem Studium eine Tour durch Europa mit ihren Freundinnen, bevor sie in New York eine prestige- und gehaltsträchtige Stelle antreten soll. Jack verfolgt die Stationen des Tagebuchs seines Großvaters, der nach dem Ende des 2. Weltkrieges durch Europa reiste und hat keine großen Pläne für danach. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf und planen trotz unterschiedlicher Einstellungen eine gemeinsame Zukunft. Doch (und hier verrate ich auch nicht mehr als der Klappentext), irgendwann bekommt Jack scheinbar kalte Füße und lässt Heather sitzen.
 
Die verzweifelte Suche Heathers, die einen der Klappentext erwarten lässt ‚Sie weiß: Sie muss ihn wiederfinden.’ nimmt nur einen sehr geringen Teil der Story ein und ist einer der Aspekte, die für mich einfach ‚unstimmig’ konstruiert wurde. Denn Heather beginnt ihre Suche nicht unmittelbar nach Jacks Verschwinden, sondern erst Monate später. Die Zeit dazwischen soll wohl durch den unvermittelten Wechsel der Erzählperspektive von der ersten in die zweite Person ‚nachfühlbarer’ werden, doch zumindest bei mir wurde in diesem Abschnitt eher Gefühlskälte als Gefühlsaufruhr vermittelt. Inhaltlich und sprachlich ist der Roman gut lesbar, mehr aber auch nicht. Die Story und das Rätsel um Jack sind nicht schon x-mal gelesen, aber auch nicht überraschend. Für erwachsene Leser ist die launische und extrem emotionale Beziehung der Hauptfiguren vermutlich etwas übertrieben und unglaubwürdig, für jugendliche Leser sind die Themen Lebensentwürfe/Familienbande/Schicksalsschläge (noch) etwas zu weit weg. Die schönsten Zitate sind tatsächlich die, die für die Klappengestaltung verwendet wurden. Das, wo der Autor einen lapidaren Streit mit dem 2. Weltkrieg vergleicht, ist es eher nicht. Wäre das Buch ein Debüt von einem jungen Nachwuchstalent, würde ich sagen ‚Ich bin gespannt, was als nächstes kommt.’, aber von einem Professor habe ich sowohl inhaltlich als auch sprachlich mehr erwartet. Da es sich bei ‚Liebe findet uns’ allerdings um eine Übersetzung handelt, kann sprachliche Raffinesse natürlich auch beim Übersetzen verloren gegangen sein, schließlich zeichnet Ullstein sich in letzter Zeit, vor allem bei seinen Ablegern Forever und Midnight, eher nicht durch Korrektorat und Lektorat aus.