Rezension

Ein echter Grünberg!

Mit Haut und Haaren - Arnon Grünberg

Mit Haut und Haaren
von Arnon Grünberg

Eigentlich sollte man nichts über die Bücher von Arnon Grünberg schreiben – sie gehören (direkt) gelesen.
Und, selbst wenn man wollte: Übermäßig viel lässt sich auch nicht darüber schreiben, denn Grünberg verleiht seinen Geschichten einen solch ungeheuren Drive, dass man -spätestens zur Hälfte- kläglich an dem Versuch einer Wiedergabe scheiterte…

Zumeist fängt alles mehr oder weniger harmlos an. Im Falle seines neuen Buches, “Mit Haut und Haaren”, eher weniger – doch das relativiert sich schon bald…

Arnon Grünberg lässt diese Geschichte also ‘verhältnismäßig beschaulich’ angehen, bevor er irgendwann das erste ‘Erdbeben’ einstreut. Davon gibt es in der Folge eine ganze Menge, die beim Leser nicht nur Staunen und Entsetzen auslösen, sondern zudem einen unfassbaren Sog:

Noch eine Seite,
   ... noch ein Kapitel,
     ... noch eine Lesestunde, ...

ungebremst steuern wir auf die Katastrophe zu, gespannt und ängstlich zugleich, bevor die Geschichte schließlich komplett explodiert.

Arnon Grünberg ist jedoch nicht nur ein Meister der Dramaturgie, sondern versteht es auch, wie kaum ein anderer Autor, mit wenigen Worten Charaktere zu schaffen, die irgendwie ‘fassbar’ sind. Und das macht das Ganze noch einen Touch unheimlicher…

Das Buch spielt in Frankfurt, Amsterdam, Brooklyn, Lyon, Fairfax und Washington. Es geht um Beziehungen und Beziehungsunfähigkeit, Kinder und Konferenzen, das Scheitern, Intrigen, Sex, Depressionen, Seitensprünge, Wirtschaftswissenschaften, Politik und facebook. Vor allem aber um: Spekulation(en).

Zugegeben: Diese Aufzählung klingt wild und abstrus, aber genau das sind die Zutaten für einen erschütternden und sehr eindringlichen Roman, der mitsamt seiner schillernden und/oder schrecklichen Protagonisten noch lange im Gedächtnis des Lesers nachhallen wird…

Mehr möchte ich nicht über dieses Buch sagen (s.o.) – nur eines noch:
Bitte unbedingt lesen!

Kommentare

Sebastian Kretzschmar kommentierte am 15. August 2013 um 19:57

Dem schließe ich mich an. Und das mit dem Sog ging mir bisher bei allen seinen Büchern so, die ich gelesen habe.