Rezension

Ein eher enttäuschender Abschluss einer ansonsten großartigen Trilogie

Die Königin der Flammen - Anthony Ryan

Die Königin der Flammen
von Anthony Ryan

Bewertet mit 3 Sternen

~~Inhalt:

Der Krieg in den Vereinten Königslanden gegen die volarianischen Invasoren geht in die nächste Runde. Weite Landstriche sind verwüstet, unzählige Menschen tot oder verwundet, wund an Leib und Seele. Die große Stadt Alltor konnte befreit werden, und so machen sich die verbliebenen Krieger um Vaelin al Sorna auf den Weg in die Hauptstadt Varinsburg, die noch von den Feinden besetzt ist. Auch Königin Lyrna schart so viele Kampfwillige aus den Köigslanden um sich, um ihr Reich ein für allemal von den verhassten Volarianern zu befreien - nur um einen noch größeren Coup zu landen: den Feind im eigenen Reich (Volar) zu vernichten und dem "Verbündeten" den Garaus zu machen ...

Meinung:

Da dieses Buch (und die gesamte Reihe) derart großartig komplex ist, gehe ich nach einzelnen Kriterien bei der Beurteilung vor.

1. Inhalt: Hier muss ich schon meinen ersten Kritikpunkt anbringen. Die Handlung zieht sich. Es wird viel gewandert, an bestimmten Orten Rast gemacht, man vereint sich mit anderen Kriegsscharen, man reist weiter. Kommt man an einem Ort an, sammelt man sich, schmiedet Pläne - und Überraschung, es wird wieder und weiter herumgereist! Zwar bekommt der Leser so einen hervorragenden Eindruck von der Geographie der von Anthony Ryan so detailliert erschaffenen Welt - doch leider erweist sich diese Grundhandlung nach einer gewissen Lesezeit als ermüdend. Hinzu kommt noch, dass die Beschreibungen der Landschaften und Orte in Volaria dann doch seltsam oberflächlich bleiben. Ich konnte mir leider von diesem riesigen Land kaum ein echtes Bild machen.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die vielen Kampfhandlungen. Im Prinzip schätze ich solche Szenen, sind sie doch oftmals wie ein gutes Gewürz in einem Gericht. Doch man kann damit auch übertreiben, und das hat Anthony Ryan für meinen Geschmack definitiv getan. Häufig wird gekämpft, sei es in kleinen Scharmützeln oder in überdimensional großen Schlachten. Dabei blieben diese Szenen meistens doch irgendwie recht blutleer, denn eigentlich war klar, wie die Sache ausgehen würde, und echte Verluste gab es m.E. nicht (kein main character death). Die Handlung haben diese Kämpfe auch nicht wirklich vorangetrieben. Schade!

2. Charaktere: Auch mit den Charakteren bin ich nicht ganz glücklich. Ich finde, es gibt bei keinem eine echte Weiterentwicklung, alle folgen ihren von der Königin bestimmten Aufgaben und das war's. Einen echten Sympathieträger gibt es in meinen Augen auch nicht mehr, der einstmalige Protagonist Vaelin wird zu einer Figur von vielen und quält sich durch die Handlung. Reva ist nach wie vor eine Mary Sue, unbesiegbare Kämpferin, von ihrem Volk als "Gesegnete" verehrt und verklärt - damit kann ich wenig anfangen. Und Lyrna ... Lyrna ist ein sehr ambivalenter Charakter, einerseits von ihrem Volk geliebt und verehrt, andererseits ziemlich unterkühlt und voller Rachegedanken (was sie allerdings Gerechtigkeit nennt): Mehr gibt es aber über sie auch nicht zu sagen.

Hier wude m.E. viel Potenzial verschenkt, es gibt z.B. keinerlei Konflokte zwischen den Parteien oder einzelnen Figuren.

3. Unbeantwortete Fragen/Logiklöcher: Auch am Ende des Buches bzw. sogar der gesamten Reihe angekommen, bleibt der "Verbündete" für mich ein Rätsel. Was seine Motive sind, was eigentlich sein Plan ist, weiß ich einfach nicht. Anthony Ryan hat zwar ein Konzept des sog. Jenseits und der Seelen ausgearbeitet, aber doch irgendwie nicht so richtig. Mir blieb das alles zu vage und unklar. Und gerade DAS war doch das Ziel: zu klären, wer bzw. was der Verbündete ist und welche Ziele er verfolgt. Auch die Kaiserin von Volar, die bereits im 2. Teil eingeführt wurde, ist mir in ihren Handlungen unverständlich, was ihre Motive sind, wird bis zum Schluss nicht geklärt.

Hinzu kommt, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie die Vereinten Königslande es schaffen können, ein derart großes Heer aufzustellen, welches das Riesenreich Volar - von dem es heißt, es sei um einiges mächtiger als das alpiranische Reich, gegen das die Vereinten Königslande im 1. Teil noch gnadenlos gescheitert sind! - in Null Komma Nichts besiegen kann. Die Vereinten Königslande sind erst einmal von den Volarianern überrannt worden, es gab zehntausende Tote - woher kommt das Riesenheer der Königin???

Auch die Aufstände in Volaria kommen für meinen Geschmack zu schnell und gehen zu glatt über die Bühne - das war für mich zu unrealistisch.

4. Sprache: Anthony Ryan ist ein Meister der Worte! Hier kann ich ohne zu zögern und auch gerne die volle Punktzahl geben! Wunderbare Wortwahl, der Autor schafft es immer, dass ich mich in seinen Worten, Sätzen und Beschreibungen verliere!

Fazit:

Ich lege jedem Fantasy-Leser diese Reihe ans Herz. Teil 1 und 2 sind für mich schlichtweg genial, nur bei diesem letzten Band muss ich Abstriche machen, gerade was die Handlung, die Charaktere und vor allem die Auflösung angeht. Da wird der Autor bisweilen mal zu langatmig, mal zu hektisch, zu unausgewogen, was Spannung und Höhepunkt angeht.

3 von 5 Sternen