Rezension

Ein eindringliches Porträt

Wiesenstein - Hans Pleschinski

Wiesenstein
von Hans Pleschinski

Bewertet mit 4 Sternen

„Wiesenstein“ von Hans Pleschinski ist ein interessanter und monumentaler Roman über die letzten Monate des Schriftstellers und Dramatikers  Gerhart Hauptmann.

Gerhart Hauptmann und seine Frau Magarete kehren nach einem Aufenthalt im Sanatorium Dr. Weidner zurück in ihr luxuriöses Anwesen „Wiesenstein“ im Riesengebirge. Obwohl der Krieg so gut wie verloren ist, die Bevölkerung in Armut lebt, mangelt es den Hauptmanns an nichts. In ihrer Villa leben sie mit ihren Bediensteten wie in einer Blase und bekommen nur wenig von dem mit, was um sie herum geschieht. Gerhart Hauptmann ist kein Nazi, aber für ein entsprechendes Statement, das ihm seinen Luxus sichert, ist er sich nicht zu schade.

Dieser facettenreiche, gut recherchierte Roman ist intensiv und eine echte Herausforderung, da er nicht immer einfach zu lesen ist.

Der größte Teil des Romans schildert das Leben in der Villa Wiesenstein und die Atmosphäre und Stimmung dort wirkt regelrecht irreal in Anbetracht dessen, was im Rest des Landes passiert.

Dabei wird Hauptmann aus ganz unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. Mit Zitaten aus Biografien, Tagebucheinträge seiner Frau und Auszüge aus seinen Werken versucht Pleschinski einen vielseitigen Eindruck des Schriftstellers zu schaffen.

Ausgesprochen gut dargestellt - und im krassen Kontrast zum Leben auf Wiesenstein - fand ich die Beschreibung im Rest des Landes.  Mit Worten dargestellte Bilder der Bevölkerung, die sich auf der Flucht befand, vertrieben wurde und ihr gesamten Hab und Gut bei sich trugen, haben erschreckende Bilder in meinem Kopf entstehen lassen.

Die Stimmung dieser Zeit in den verschiedenen Bevölkerungsschichten hat der Autor ausgesprochen gut eingefangen. Das Bild, das er von Gerhart Hauptmann gezeichnet hat, ist keineswegs positiv. Er hat die Bewunderung, die er für seine Werke erhalten hat und seinen Sonderstatus, den diese ihm verschaffen haben, zu nutzen gewusst.

„Wiesenstein“ ist ein informatives und intensives Werk über die letzten Monate von Gerhardt Hauptmann, bei dem beim Lesen ein wenig Konzentration erforderlich ist. Meiner Meinung nach kein Lesegenuss, aber ein Buch das sich lohnt.