Rezension

Ein Einstieg mit viel Steigerungspotenzial

Strange Angels: Verflucht - Lili St. Crow

Strange Angels: Verflucht
von Lili St. Crow

*Worum geht's?*
Die sechzehnjährige Dru Anderson hat kein festes Zuhause. Für sie und ihren Vater ist es zu gefährlich, lange an einem Ort zu bleiben: Ihr Vater ist ein Jäger, der Geister, Zombies und andere bösartige Wesen auszurotten versucht, und dabei die Aufmerksamkeit von noch gefährlicheren Feinden auf sich zieht. Eines Abends jedoch kommt Drus Vater nicht von seinem Einsatz zurück - zumindest nicht lebend. Er wurde ermordet und kehrt als Zombie wieder, um seine eigene Tochter zu töten. Dru gelingt es, sich zu wehren, und ergreift die Flucht. Ausgerechnet der zurückhaltende Gothic Graves, den sie aus der Schule kennt, bietet ihr Hilfe an und ahnt dabei nicht, in welche Gefahren er sich bringt. Dru stößt auf immer mehr Geheimnisse ihres Vaters und findet heraus, wer sie wirklich ist.

*Kaufgrund:*
Für mich ist es schon fast ein Gesetz, die Neuerscheinungen von Pan zu lesen. Die Bücher von diesem Verlag treffen immer direkt in mein Interessengebiet. "Strange Angels: Verflucht" bildet dabei keine Ausnahme.

*Meinung:*
Ich möchte bereits zu Beginn erwähnen, dass das Buch nichts für schwache Nerven ist! Die Autorin hat einen sehr flüssigen, besonders bildhaften Schreibstil, der einen sofort in einen starken Lesefluss zieht. Natürlich ist dies ein großer Pluspunkt für das Buch! Allerdings darf hierbei nicht vergessen werden, dass hier statt der beliebten attraktiven Dämonenjungesellen grauenhafte Kreaturen beschrieben werden. Wer sich während des Lesens nicht über einen Zombie ekeln will, dem das gammelige Fleisch bereits von den Knochen fällt, sollte also lieber die Finger von dem Buch lassen.

Die Handlung ist ab dem ersten Moment mitreißend. Durch einen kurzen, aufschlussreichen Prolog erhält man die grundlegenden Hintergrundinformationen, um der Geschichte folgen zu können. Trotzdem sind diese so minimal wie möglich gehalten und wecken dadurch sofort eine große Neugier beim Leser. Im Laufe des Buches werden immer mehr Geheimnisse aufgedeckt. Es ist der Autorin großartig gelungen, einen riesigen Spannungsbogen zu schaffen und die Handlung durch unerwartete Wendungen immer interessanter zu machen. Vorhersehbar ist der erste Teil der "Strange Angels"-Reihe keinesfalls! Etwas zu meckern habe ich doch noch: Einiges wird zu oft wiederholt, sodass man nur denken kann: "Ja, ich hab's kapiert!". Dies stört allerdings nur geringfügig.

Besonders gut haben mir die Charaktere gefallen. Außenseiterin Dru ist endlich mal eine wirklich natürliche Heldin, die schreien, weinen und verzweifeln kann. Sie erleidet enorme Verluste, ist urplötzlich ganz allein und weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Jeder würde sich in ihrer Situation ähnlich verhalten; Nervenzusammenbrüche nicht ausgeschlossen. An wem würde es schon ohne weiteres vorbeiziehen, wenn der Vater als völlig entstellter Zombie vor einem steht und man dazu gezwungen ist, die Waffe gegen ihn zu richten? Durch dieses authentische Verhalten fällt es sehr leicht, mit Dru zu sympathisieren und sich von ihrem Abenteuer mitreißen zu lassen. Aber auch die Nebencharaktere wissen durch nachvollziehbare Charakterzüge zu überzeugen. Nennenswert wäre beispielsweise Graves, der vor Dru noch nichts von Geistern und anderen Kreaturen wusste und erst lernen muss, mit seiner neuen Anschauung der Wirklichkeit umzugehen.

Aus dem Klappentext lässt sich eine Liebesgeschichte erahnen. Alle Fans, die sich eine emotionale Beziehung wünschen, muss ich an dieser Stelle enttäuschen. Es gibt einige Andeutungen, die auf eine eine Dreiecksbeziehung verweist. Während der letzten Seiten kommt Dru einem Jungen zwar näher, aber geküsst wird im ersten Teil der "Strange Angels"-Reihe nicht!

Es hat mich sehr überrascht, als plötzlich Vampire eine größere Rolle einnahmen. Ich habe mit einigen bösartigen Kreaturen gerechnet, da der Klappentext mit den Zombies bereits den Eindruck vermittelte, von den typischen Wesen abzuweichen. Leider wurde ich in dieser Hinsicht etwas enttäuscht. Der Geschichte tat dies jedoch keinen Abbruch, da die Vampire in diesem Fall - glücklicherweise - keine glitzernden Romantiker sind.

Einige Seiten mehr hätten dem Ende ganz gut getan, da sich die Ereignisse überschlagen und man besonders in den aktionsgeladenen Szenen schon einmal den Überblick verliert. Es hemmt den Lesefluss allerdings kaum. Über einen Cliffhanger werden sich Leser nicht ärgern müssen; das Ende ist zwar relativ offen und steigert die Vorfreude auf den Folgeteil, die Haupthandlung ist aber abgeschlossen.

*Cover:*
Das Cover gefällt mir sehr gut, obwohl wieder einmal ein Mädchen abgebildet ist. Nicht nur durch das schlafende Model, auch durch den verschwommenen Effekt des Bildes wird eine träumerische Atmosphäre erzielt, die im Buch eine Rolle einnehmen wird. Was wünscht man sich von einem Cover mehr als einen Bezug zum Inhalt?

*Fazit:*
"Strange Angels: Verflucht" ist ein aufregender Start in eine vielversprechende Reihe. Seit der ersten Seite hat mich die Handlung mitgerissen. Leider konnte die Geschichte ihren großartigen ersten Eindruck nicht durchgehend halten und nahm zum Ende hin etwas ab. Ich hoffe, dass die Fortsetzung, die voraussichtlich im Herbst 2011 erscheinen soll, mich noch etwas mehr begeistern kann! Ich vergebe 4 Sterne, da das Buch noch zu großes Steigerungspotenzial für eine volle Punktzahl besitzt.