Rezension

Ein etwas anderer Krimi

Endstation Meißen - Peter Braukmann

Endstation Meißen
von Peter Braukmann

Bewertet mit 4 Sternen

„...Ich hatte nicht die geringste Lust, dort hinzufahren. Wie schon gesagt, lag mir meine Heimatstadt seit dem rasanten Zuwachs von rechtspopulistischen Gedankenguts nicht mehr sonderlich am Herzen...““

 

Steffen Schröder ist Privatdetektiv. Wellenbrinck, seinen momentanen Mandaten, begleitet er auf das Weinfest in Meißen. Am nächsten Morgen wird Wellenbrinck erschossen in seinem Wohnwagen gefunden. Die Waffe hat er noch in der Hand. Selbstmord oder Mord ist wie häufig die Frage.

Begonnen hatte die Zusammenarbeit von Schröder und Wellenbrinck ein Vierteljahr zuvor. Der Auftrag klang eigenartig. Schröder sollte herausfinden, ob Wellenbrincks Freunde noch unbekannte Geheimnisse haben.

Der Autor hat einen abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Steffen ist in Meißen aufgewachsen und hat nach der Wende ein bewegtes Leben geführt und verschiedene Berufe ausgeübt. Das erklärt seinen außergewöhnlichen Bekanntenkreis. Jetzt lebt er mit Annemarie zusammen. Sie ist nicht nur reiche Erbin, sondern auch eine gut verdienende IT-Spezialistin. Eigentlich möchte sie, dass Steffen den Auftrag ablehnt. Doch ab und an braucht er eine Aufgabe zur Selbstbestätigung.

Wellenbrinck steht kurz vor seinem 70. Geburtstag, den er in Meißen feiern will. Er ist Schriftsteller. Mehr weiß man am Anfang von ihm nicht. Doch das soll sich schnell ändern.

Drei Adressen hat ihm Wellenbrinck gegeben. Als er die Personen besucht, erfährt er zwar deren Geheimnisse, aber vor allem einiges über seinen Auftraggeber.

Die Ermittlungen liegen in der Hand von Horst Gläser. Er und Steffen kennen sich aus Steffens Zeit bei der Frankfurter Polizei. Nun arbeitet Horst in Dresden.

Der Schriftstil ist sehr unterschiedlich. Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung der Handlungsorte, sei es Meißen, Lychen oder Slubice. Dabei zeigt sich, dass Steffen über eine gehörige Portion Sarkasmus und Ironie verfügt. Da ich Meißen kenne, viel mir das dort besonders auf. Das gibt dem Roman eine gewisse Leichtigkeit.

Andere Stellen fallen durch kurze Sätze und nur wenige Zeilen lange Absätze auf. Das sorgt für eine gewisse Geschwindigkeit im Handlungsverlauf.

Als besonderes Stilmittel wurden kursiv Ausschnitte aus Wellenbrincks Büchern eingefügt. Was der Autor damit konkret bezweckt hat, möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.

Obiges Zitat stammt von Steffen. Natürlich legt er damit auch den Finger auf eine Wunde unserer Zeit. Es gibt weitere Stellen, wo auf eher unauffällige Weise gekonnt Kritik an gewissen politischen und wirtschaftlichen Erscheinungen geübt wird.

Auch der Aufbau der Geschichte ist ungewöhnlich. Nur wenige Kapitel spielen nach Wellenbrincks Tod. In den anderen erzählt Steffen Horst von seinen Recherchen für Wellenbrinck.

Das Cover mit den Grabsteinen wirkt düster.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. In einer spannenden Handlung werden mehrere ungewöhnliche Lebensgeschichten erzählt und miteinander verknüpft.