Rezension

Ein etwas anderer Roman...

Das Rosie-Projekt - Graeme Simsion

Das Rosie-Projekt
von Graeme Simsion

Bewertet mit 4 Sternen

Don Tillman, ein hochintelligenter, sportlicher und erfolgreicher Professor für Genetik, will heiraten. Doch da er menschliche Beziehungen oftmals sehr verwirrend und obendrein irrational. Nach einigen Verabredungen, die allesamt katastrophal endeten, hat er eine geniale Lösung für sein Problem: Das Ehefrau-Projekt. Dabei versucht er mithilfe eines Fragebogens, den er auf 16 Seiten heruntergekürzt hat, auf wissenschaftlich exakte Weise die ideale Frau für sich finden. Also keine, die raucht, Alkohol trinkt, Aprikoseneis isst, unpünktlich oder Veganerin ist. Aber dann steht Rosie in seinem Büro. Unpünktlich, Raucherin und auch noch Barkeeperin. Offensichtlich ist sie für Don als Partnerin vollkommen ungeeignet, doch Rosie verfolgt ihr eigenes Projekt: Sie braucht die Kenntnisse eines Genetikers, um ihren leiblichen Vater zu finden. Kaum versieht sich Don lernt er staunend die Welt jenseits der Wissenschaft kennen und stellt dabei fest, dass Gefühle ihre eigene Logik haben.

Der urkomische und zugleich romantische Roman "Das Rosie-Projekt" von dem australischen IT-Berater Graeme Simsion bekommt von mir vier Sterne. Schon auf den ersten Seiten merkt man, dass sich dieses Buch deutlich vom Mainstream abhebt, denn mit Don Tillman hat Graeme Simsion einen außergewöhnlichen Charakter geschaffen. Don ist ein skurril-verschrobener Assistenzprofessor für Genetik, hochintelligent und besonders mit dem Talent ausgestattet, dass seine Kontaktversuche meist schon im Ansatz scheitern, da es ihm aufgrund der fehlenden sozialen Kompetenz fast nie gelingt den richtigen Ton zu treffen. Doch trotzdem habe ich den liebenswerten Kerl sofort ins Herz geschlossen, denn es ist einfach herrlich zu lesen, wie Don selbst die banalsten Alltagssituationen nach rationalen und logischen Kriterien analysiert. Eine große Rolle spielt dabei Effizienz und sinnvolles Zeitmanagement, wofür jede Sekunde des Tages in einem speziell dafür angefertigten Zeitplan haarklein festgehalten wird. Zufälle und unvorhergesehene Ereignisse führen dabei nur zu Unwohlsein und Komplikationen. Ich habe ja das Gefühl, dass er das Asperger Syndrom hat, da es zu Beginn einmal kurz angedeutet wird und auch im Fortlauf der Geschichte einige Indizien hinzukommen, die diese These untermauern. Hundertprozentig sicher bin ich mir natürlich nicht, denn ich habe keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet. Dons Idee, eine geeignete Ehefrau mithilfe eines Fragebogens aufzuspüren, finde ich grundlegend gar nicht mal so schlecht, aber vielleicht schränkt er die Bewerberinnen mit seinen speziellen Anforderungen doch zu sehr ein. Aber dann kommt Rosie, ein Charakter, der mir auch sehr gut gefallen hat. Auf den ersten Blick ist sie genau das, was Don sich nicht unter seiner perfekten Partnerin fürs Leben vorstellt. Vielleicht wird das Buch aber genau aus diesem Grund ab dem Zeitpunkt ihres Zusammentreffens so spannend und lustig. Rosie zeigt dem verschrobenen Wissenschaftler, wie das Leben außerhalb seines geregelten Zeitplans aussehen kann und Don hilft ihr gleichzeitig, ihren biologischen Vater zu finden. Manchmal habe ich mir gedacht, dass wir uns von den beiden wirklich eine Scheibe abschneiden können und einfach mal die unwichtigen Dinge außer Acht lassen. Man sollte sich auf die wichtigen Aspekte des Lebens, nämlich zu  leben und sich von den unvorhergesehenen Ereignissen überraschen zu lassen, konzentrieren.

"Das Rosie-Projekt" kann ich jedem, der Lust auf eine etwas andere Liebesgeschichte mit amüsanten Protagonisten hat, empfehlen. Den zweiten Teil, "Der Rosie-Effekt", werde ich mir demnächst auch besorgen, da ich die Geschichte von Rosie und Don einfach nur urkomisch fand und ich gespannt bin, wie es nach dem Ende des ersten Teils mit ihnen weitergeht.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 17. Februar 2017 um 01:17

Ich habe den Eindruck, ich müsste das Buch jetzt nicht mehr lesen, da ich schon alles weiß ...