Rezension

Ein extremer Sommer erfordert extreme Gegenmaßnahmen: Keine Gefangenen, Eiscreme für alle!

The Icecreamists - Exclusive Eiscreme und andere Laster - Matt O'Connor

The Icecreamists - Exclusive Eiscreme und andere Laster
von Matt O'Connor

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es war einer dieser Montage, gewisse Dinge sind nicht sonderlich gut gelaufen. Meine Laune war entsprechend, aber da Ihr sicher selbst schon den ein oder anderen beschissenen Wochenanfang hattet, ahnt ihr sicher, auf welchem Level sich meine Laune befand. Als es sich das letzte mal so verhielt, konnte dies durch einen Kinobesuch kuriert werden (Despicable Me 2), nun aber schaffte es eine Kollegin, als sie mir ein geheimnisvolles Buch überreichte: Und was für ein Buch! Es sah aus wie ein Koch- bzw Dessertbuch, welches frisch tätowiert worden war. Geflügelter Totenkopf, gekreuzte Kochlöffel und eine schwarze Eiswaffel mit lecker aussehender, lila farbiger Eiscreme. Ein toller, intensiver Farbkontrast, das Design schreit geradezu „Eiscreme goes Punkrock!“ heraus. Da stand ich nun, hatte bisher nur den Umschlag gesehen und war bereits Feuer und Flamme. Ein tolles, freches Buch zur richtigen Zeit. Nicht nur der Montag, nein, der ganze Sommer ist seitdem gerettet. Und der ist ja nun endgültig da und läßt sich nicht ignorieren: Die Sahara beschert uns trockene Hitze, abgewechselt von Gewittern, Dschungelatmosphäre und schweißtreibendem Ambiente. Eis ist da unbestritten die beste und leckerste Abkühlung. Aber welches? Ein 1 Liter Pack aus dem Supermarktangebot? Ein Hörnchen mit 3 Kugeln aus dem Laden, bei dem man von der Thekenauswahl überrumpelt ist und letztendlich immer wieder aufs Neue dasselbe bestellt, in der Ahnung, eine hungrige, ungeduldige Warteschlang hinter sich zu haben? Aber dazu müsste man ja nach draußen in die Hitze oder läuft Gefahr, vom Blitz erschlagen zu werden. Wie wäre es, mal zur Abwechslung selbst den Koch- ähem Eislöffel zu schwingen?

Glaubt jetzt aber bloß nicht, die hier gebotenen Rezepte würden sich mit den Standardsorten Vanille und Schoko zufrieden geben. „Icecreamists“ ist etwas für experimentierfreudige Menschen, für Genießer und Connaisseurs und für Rebellen mit umgebundener Küchenschürze und Ramones Shirt. Autor Matt O’Connor ist definitiv ein Verrückter, ein kulinarischer Extremist, sein Vorwort unterstreicht dies mehr als deutlich. Aber Genie und Wahnsinn liegen ja bekanntlich dicht beisammen. Vergleichbar ist der Inhalt von „Icecreamists“ mit der Szene in „Matrix“, in der Neo vor die Wahl gestellt wird, die blaue oder die rote Pille zu schlucken: Wollt Ihr nur einfach etwas Kaltes an Euren Gaumen klatschen oder lieber die wirklich ausgesuchten Sachen schlemmen? 

Aber nicht nur abgefahrene Zutaten, welche exzentrische Genüsse versprechen spielen hier eine Rolle, sondern auch Optik und die Außergewöhnlichkeit der Eissorten. Die Namen „Dessert Storm“, „Himbeernippel“ und „Shoot To Chill“ lassen Großartiges vermuten. Auf 160 Seiten wird dem eisgewordenen Wahnsinn gefrönt, egal ob Süßes, Herbes und Hochprozentiges mit Umdrehungen, alles hat hier seine Daseinsberechtigung. Ihr glaubt wirklich, Euch könnte keine Eissorte und Zubereitung mehr überraschen? Egal, wie abgehoben Ihr Euren Geschmack auch einschätzen mögt, egal für wie verwöhnt Ihr Euren Gaumen haltet, hier erfahrt Ihr Euer eisgewordenes Nirwana. Beste Ingredienzien für Parties, Festessen oder auch für den ganz persönlichen Holiday on Ice.

Übrigens: Eine Eismaschine ist nicht für alle Rezepte von Nöten, aber falls Ihr noch keine besitzt, glaubt mir, spätestens für Weihnachten wird Sie auf dem Wunschzettel stehen.

So, ich drehe jetzt Metallica’s „Trapped Under Ice“ auf und schmeiße die Eismaschine an und wünsche Euch für alle Eure zukünftigen Kreationen und wahnwitzigen Experimente frohes Gelingen!

 

 

Kommentare

Julia Schötz kommentierte am 05. August 2013 um 18:52

Tatsächlich bei uns in der Kochbuchabteilung gefunden, reingeschaut, gekauft!

Obwohl ich noch keine Eismaschine besitze, dieses Buch MUSS ich haben! Danke für den tollen Tipp :)

Jasmin Fischer kommentierte am 14. August 2013 um 12:21

Ich muss gestehen: Ich finde das Buch großartig, ich besitze auch eine Eismaschine und das Buch war quasi schon mit mir unterwegs zur Kasse... aber das Muttermilch-Eis hat mich abgeschreckt. Jetzt teste ich mich erstmal durch die drei anderen erworbenen Bücher (meine Eismaschine ist noch nicht sehr alt ;) ) und überlege dann, ob ich mich doch an dieses besondere Buch wagen werde.

Patrick A. Geberth kommentierte am 20. August 2013 um 10:47

Japp, bei der Muttermilch Eiscreme ging mir anfangs auch ein wft durch den Kopf: Dieses Rezept werde ich einfach auslassen (nicht zuletzt auch wegen Beschaffungsschwierigkeiten).